U3: Kita, Tagesmutter oder Tagespflege?

Seit August 2013 haben Kinder ab einem Jahr eine Rechtsanspruch auf einen Kita-Platz. Doch auch wenn die Stadt aufrüstet: Es fehlen stadtweit über 3000 U3-Plätze, ergab die Elternbefragung der Stadt 2014/15 - Tendenz steigend. Alternativ können Eltern ihre Kinder auch bei Tagesmutter/Tagesvater oder in einer Großtagespflege betreuen lassen. Sie zahlen dann denselben Elternbeitrag wie im Kindergarten.

Doch auch diese Plätze sind heiß umkämpft, besonders in Stadtteilen wie Lindenthal oder Nippes. Und nicht alle Eltern wissen, was eine Großtagespflege ist oder das eine Tagesmutter auch einen Bildungsauftrag hat.

Irrsinn bei der Kita-Platzvergabe in Köln

Ob Tagespflege oder Kita: Grundsätzlich haben Eltern die freie Auswahl. In der Praxis entscheiden sich jedoch die Meisten für die Kita, wenn sie denn einen Platz angeboten bekommen. Dafür gibt es es verschiedene Gründe. Viele Mütter und Väter halten Kindergärten bei der frühkindliche Bildung und Betreuung ihrer Sprösslinge für besser geeignet - oft mangels Informationen über die Alternativen.

Zum anderen ist die Stadt Köln mit ihrer Platzvergabepolitik Schuld. Denn alle Kinder kommen nach der Reihenfolge ihrer Anmeldung auf die Liste für U3-Kita-Plätze. Dabei können Mama und Papa eine Wunsch-Einrichtung angegeben. Allerdings ohne Garantie, diese auch zu bekommen. Lehnen Eltern einen zugeteilten Kita-Platz ab - vielleicht weil das Kind bei der Tagesmutter bleiben möchte oder der Kindergarten zu weit entfernt liegt - rutscht das Kind wieder auf den letzten Listenrang.

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Kita-Platz vor Kindeswohl?

Zwar bekommt das Kind mit großer Wahrscheinlichkeit nach seinem dritten Geburtstag trotzdem einen Platz, aber eine Garantie - obendrein für die Wunsch-Kita - gibt es nicht. Darum greifen viele Eltern nach dem Strohhalm und nehmen den "erstbesten" von der Stadt angebotenen Kita-Platz - auch wenn Tochter oder Sohn sich gerade erst in einer Tagespflegeeinrichtung oder bei der Tagesmama eingewöhnt haben.

Eine Entscheidung mit Folgen. Für das Kind bedeutet das Abschied von einer Bezugsperson und vielleicht von der ersten Spielfreunden. Eltern müssen für die Eingewöhnungszeit in der Kita wieder Zeit investieren. Tagesmütter wiederum haben keinerlei Planungssicherheit, kein Konstanz in der Gruppe und Unruhe durch die häufigen Wechsel.

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Kita nicht generell besser als Tagesmutter

Ist die Kita für Kinder unter Drei wirklich die bessere Wahl? Jain. Eltern sollten hier genau abwägen. Tageseltern oder Tagespflegeeinrichtungen haben in der Regel einen guten Betreuungsschlüssel (maximal ein Betreuer auf 5 Kinder), die Kleinen sind oft in den Haushalt eingebunden und erleben dort alltägliche Situationen wie Einkaufen, den Besuch der Nachbarin oder das gemeinsame Zubereiten der Mahlzeiten. Anders als in der Kita bekommen sie also ein Stückchen mehr vertrauten Alltag und Nestwärme.

Dafür müssen Eltern allerdings bei Krankheit der Pflegeperson selber für Ersatz sorgen, aber trotzdem Elternbeiträge und Essensgeld weiterzahlen. Das ist in der Kita zwar auch so, aber dort gibt es Vertretungen für erkrankte Kollegen. Und nur wenn die Kita ganz zu macht - beispielsweise weil die ErzieherInnen mal wieder streiken - müssen auch hier Eltern nach einer alternativen Betreuung suchen.

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Tagesmutter: Sogar mit Übernachtung

Entgegen einer weitverbreiteten Mär dürfen Tagespflegepersonen (TPP) übrigens nicht nur Kinder bis 3 Jahren betreuen - sondern bis zum 12. Lebensjahr. Darüber hinaus bieten viele von ihnen Betreuung auch zu frühen oder späten Stunden und sogar über Nacht an - ein Plus besonders für Eltern im Schichtdienst und mit Dienstreisen.

Wir haben in unseren Vergleich die wichtigsten Kriterien zusammengetragen. Weitere Informationen erhalten Sie auch beim Jugendamt oder der Kontaktstelle Kindertagespflege. Kontaktdaten und weiterführende LinksUnd abschließend finden Sie wichtige Fragen und Punkte, die Sie bei Ihrer Entscheidung für Kita, Tagesmutter oder Großtagespflege beachten sollten.

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Unterschied: Kita, Tagesmutter und Tagespflege

Alle Angaben beziehen sich auf Köln. In anderen Städten und Gemeinden in NRW oder anderen Bundesländern kann es Abweichungen geben.

  Tagesmutter/-vater Großtagespflege Kita
Betreuungsschlüssel (ins Glossar: Betreuungsperson im Verhältnis zu den zu betreuenden Kindern) Max. 5 Kinder je Betreuer Max. 9 Kinder kommen auf in der Regel 2, maximal jedoch 3 Betreuer. Jede TPP arbeitet selbständig und hat fest zugeteilte Kinder und einen eigenen Gruppenraum (nach Anforderung des Jugendamtes). Laut <a href="https://www.destatis.de/DE/Publikationen/STATmagazin/Soziales/2014_09/2014_09PersonalKitas.html" title="Statistisches Bundesamt" alt="Statistisches Bundesamt" target="_blank">statistischem Bundesamt</a> lag der Betreuungsschlüssel 2014 in reinen U3-Gruppen (Ganztagskinder) bei 4,3 und bei Gruppen mit Kindern von 2–7 Jahren bei 9,0. Durch häufige Wechsel und Fehlzeiten sieht die Praxis oft anders aus.
Elternbeitrag (bei Vorliegen der Förderungs-Voraussetzungen) Ja. Höhe siehe: <a href="http://www.stadt-koeln.de/service/produkt/elternbeitraege-der-kindertageseinrichtungen-1" title="Elternbeiträge Köln" alt="Elternbeiträge Köln" target="_blank">Stadt Köln</a> Ja. Höhe siehe: <a href="http://www.stadt-koeln.de/service/produkt/elternbeitraege-der-kindertageseinrichtungen-1" title="Elternbeiträge Köln" alt="Elternbeiträge Köln" target="_blank">Stadt Köln</a> Ja. Höhe siehe: <a href="http://www.stadt-koeln.de/service/produkt/elternbeitraege-der-kindertageseinrichtungen-1" title="Elternbeiträge Köln" alt="Elternbeiträge Köln" target="_blank">Stadt Köln</a>
Verpflegung In der Regel Frühstück, Mittagessen und Snack + Getränke (nach Vertrag) In der Regel Frühstück, Mittagessen und Snack + Getränke (nach Vertrag) Mittagessen und ggf. Getränke
Zusätzliche Verpflegungskosten Vertraglich geregelt (beispielsweise 60 – 80€ mtl.) Vertraglich geregelt (beispielsweise 60 – 80€ mtl.) k. A.
Ausbildung der Betreuer 180 Stunden + regelmäßige freiwillige Fortbildungen und ggf. Zusatzqualifikationen, Austausch über Netzwerk mit anderen TPP 180 Stunden + regelmäßige freiwillige Fortbildungen und ggf. Zusatzqualifikationen, Austausch über Netzwerk mit anderen TPP 3 – 6 Jahre + Fortbildungen und ggf. Zusatzqualifikationen
Vertretung Nach Vertrag Nach Vertrag In der Regel drei Wochen in den Sommerferien, ggf. Weihnachten, Feier- und oder Brückentage und Betriebsversammlungen
Urlaub/ Schließzeiten Nach Vertrag Nach Vertrag In der Regel drei Wochen in den Sommerferien, ggf. Weihnachten, Feier- und oder Brückentage und Betriebsversammlungen
Räumlichkeiten In der Wohnung der Tagesmutter oder in externen Räumen; müssen vom Jugendamt abgenommen werden In externen Räumen nach den Vorschriften des Jugendamtes und von diesem abgenommen, vom Umwelt- und Hygieneamt zugelassen etc. In externen Räumen nach den Vorschriften des Jugendamtes und von diesem abgenommen, vom Umwelt- und Hygieneamt zugelassen etc., meist eigener Außenbereich mit Spielgeräten
Betreuungszeiten Nach Absprache/ Vertrag; max. 45 Stunden pro Woche (Mehrzeiten und sogar Betreuung über Nacht nach Absprache/ Vertrag möglich) Nach Absprache/ Vertrag; max. 45 Stunden pro Woche (Mehrzeiten und sogar Betreuung über Nacht nach Absprache/ Vertrag möglich) Nach Absprache/ Vertrag – max. 45 Stunden pro Woche während der offiziellen Öffnungszeiten

Alle Angaben haben wir sorgfältig geprüft. Trotzdem können wir für Richtigkeit und insbesondere die Vollständigkeit keine Gewähr übernehmen.

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Checkliste für Kita, Tagespflege und Tagesmutter

  • Schauen Sie sich das Konzept der Einrichtung/TPP genau an.
    • Passt es zu Ihren Vorstellungen? Eingewöhnung (beispielsweise nach dem Berliner Model)
    • Ernährung (Catering oder selbstgekochtes Essen? Vegetarisch oder Mischkost? Bio oder Discounter-Billigware)
    • Tagesablauf (gute Mischung aus Ritualen, Struktur und freiem Spielen) Spielen und Lernen (pädagogisches Konzept, beispielsweise Waldorf, Montessori o. ä.)
    • Betreuungszeiten/ Urlaub, Fehlzeiten, Krankheit
    • Betreuungsschlüssel & Qualifikationen
    • Gibt es eine Bildungsdokumentation bzw. Elterngespräche Elternbeteiligung (Wie viel dürfen oder müssen sich die Eltern einbringen; Elternabende, Gesundheit: Wie geht die Einrichtung mit Impfungen um? Was passiert bei Krankheit? Elternbeirat, etc.)?
    • Spezielle Förderangebote: Musik, Sport, Sprache, Kreativkurse ...
    • ....
  • Schauen Sie sich Einrichtung/ Räumlichkeiten persönlich an und sprechen Sie mit den Betreuern.
    • Welche Spielmöglichkeiten gibt es?
    • Sind die Räume sicher?
    • Entspricht die Hygiene Ihren Vorstellungen?
    • Stimmt die Chemie zwischen Ihrem Kind und der Pflegeperson/ ErzieherIn und den anderen Kindern?
    • Stimmt die Chemie zwischen Ihnen und der Pflegeperson/ ErzieherIn?
    • Wie ist die Gruppe zusammengesetzt? (Kann Ihr Kind sich mit Gleichaltrigen austauschen und von Ihnen lernen? Lernt es gutes Sozialverhalten - auch von und mit jüngeren Kindern?)
    • ...
  • Prüfen Sie den Vertrag! Insbesondere:
    • Kündigungsfristen
    • Wer ist Träger der Einrichtung? Müssen Sie Beiträge selber zahlen, wenn beispielsweise die Stadt Ihren Antrag auf Förderung (Elternbeiträge) ablehnt.
    • ...

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