
Von Köln Porz ins All
Luca Parmitano bloggt und twittert derzeit von seiner Weltraummission auf der Internationalen Raumstation ISS. Der Bordingenieur und ESA-Astronaut hat seine Ausbildung in Köln absolviert.
Aus dem geöffneten Helm des Raumanzugs lächelt Luca Parmitano (37) charmant und zuversichtlich in die Kamera - kurz vor dem Start seiner Mission zur Internationalen Raumstation. Die dunklen braunen Augen strahlen, sein Lächeln wird von den leicht ergrauten Vollbartstoppeln noch verstärkt. Keine Spur von Sorge vor seiner bevorstehenden Weltraum-Expedition ist in seinem Gesicht zu sehen. Endlich in die Kapsel einsteigen und ab ins All, ein Jugendtraum wird wahr.
Elite-Astronaut der ESA
Der 1976 in Paternò geborene Italiener ist einer der sechs ersten europäischen Astronauten, die ihre Grundausbildung vollständig im Astronautenzentrum Köln-Porz abgeschlossen haben. Die ESA hat ihn 2009 aus einer Schar von mehr als 8000 Bewerbern für das 18-monatige Spezialtraining nach internationalen Maßstäben in Köln ausgewählt. "Diese jungen Leute stehen für die Ambitionen, die herausragenden Fähigkeiten und das Know-how Europas in der bemannten Raumfahrt und der Exploration", erklärt Simonetta Di Pippo, ESA-Direktorin für bemannte Raumfahrt nach dem Abschluss der Grundausbildung der sechs frischgebackenen Astronauten im November 2010. "Ich bin stolz, sie ausgewählt zu haben und ihre Missionsvorbereitung zu beobachten."
Auf der Raumstation
Von diesen sechs ESA-Astronauten ist Parmitano wiederum der erste, der nun die Reise ins Weltall antreten konnte. Im Mai dieses Jahres startete er die "Volare-Mission" zur Internationalen Raumstation. Gemeinsam mit dem russischen Astronauten Jurtschichin und der amerikanischen Astronautin Nyberg flog er in einer Sojus-Kapsel am Dienstagabend des 28. Mai von Kasachstan los und koppelte nach nur sechs-stündigem Flug bereits am frühen Morgen des nächsten Tages an der ISS an. Im Raumschiff Sojus TMA-09M startete er zur Raumfahrtstation ISS , um bis November 2013 als Bordingenieur im Einsatz zu sein.
Erster Italiener frei im All
Parmitano ist der erste Italiener, der ins All außerhalb eines Raumschiffes oder einer Station ausgestiegen ist. Und Mitte Juli war das sogar lebensgefährlich. "SOS im Weltall" titelte der Kölner Express: Denn während der Mann an der Außenhülle der ISS im Raumanzug schwebte, füllte sich sein Helm mit Wasser. Die Außenmission war dadurch vorzeitig beendet. Doch laut Rheinhold Ewald, der einer der Ausbilder von Parmitano in Köln war, soll der Italiener auch in dieser brenzligen Situation sehr gelassen reagiert haben.
Und zurück in die Tauchausrüstung
Vor seiner Arbeit als Astronaut war Parmitano Testpilot und Major der italienischen Luftwaffe. Mehr als 2000 Flugstunden hat er bereits absolviert und mehr als 40 verschiedene Militärflugzeuge gesteuert. Sein Privatleben kommt dabei aber nicht zu kurz. Neben Krafttraining und Schwimmen widmet er sich auch Tauchen, Snowboardfahren und Fallschirmspringen. Zudem liest der Vater zweier Töchter gerne und spielt Gitarre. An seinen Eindrücken aus dem All lässt er außerdem die Leser seines Bloggs auf fotografische und auch teils poetische Weise teilhaben.
Nach etwa sechs Monaten auf der ISS soll Parmitano am 11. November wieder zur Erde zurückkehren. (Valérie Schmitt)