Wildtiere in Köln

Die Domstadt kennt so einige wilde Imis: Dachse, Feldhasen, Wanderfalken und Rothirsche. Sogar Sumpfbiber namens Nutrias und Waschbären sind ständige Bewohner der Stadt Köln. Wir haben unter anderem einen Jäger zur Kölner Wildtierszene befragt.

Sicher, die marodierenden Wildschweinhorden in Berliner Vorgärten sind bundesweit bekannt. Aber auch bei uns im schönen Köln haben sich Wildtiere schon lange an das Stadtleben angepasst. Michael Hundt, Vorsitzender der Kölner Jägerschaft e.V., arbeitet linksrheinisch als Förster. „Es gibt hier in Köln fast alle Wildtiere, die auch in NRW vorkommen“, sagt der Rheinländer. Dabei profitieren sie vom städtischen Futtervorkommen: „Mancher Katzennapf wird vom Fuchs geleert.“

Größere Wildtiere leben überwiegend rechtsrheinisch. Rothirsche finden sich in der Wahner Heide und in Königsforst. Wildschweine trauen sich bis direkt an den Stadtrand. Sie sind in Dünnwald, Brüggen, Chorbusch oder im Westen teilweise schon bis zum Autobahnkreuz Köln-West gekommen. Auch in Rodenkirchen und Godorf fühlen sich manche Wildschweine wohl.

Fröhlich hoppelnde Wildkaninchen

Auch kleinere Wildtiere wie Füchse, Dachse, Marder, Iltis, Wiesel, vereinzelt auch Waschbären, sind in Köln unterwegs. Außerdem natürlich Hasen, Kaninchen, Eichhörnchen und sogar lateinamerikanische Nutrias. Das sind Sumpfbiber mit scharfen, orangefarbenen Zähnen und ziemlich gerissene Pelztierfarm-Ausbrecher.

Niedlich sehen die hoppelnden Wildkaninchen in vielen Kölner Parks aus, genauso die Graureiher auf einem Bein und die Schwäne und Enten-Paare. Doch so mancher Domstädter ist auch genervt von den Tieren.

Weniger romantisch: Vogelkot und Wildunfälle

Welcher Autofahrer kennt das nicht? Ein frisch geputztes Auto, das wegen einer Ladung ätzenden Taubenkots gleich wieder in die Autowaschanlage muss. Wildtiere bringen also nicht nur Romantik mit in die Stadt. Und es besteht die Gefahr von Wildunfällen. Dachse etwa überqueren gerne in aller Ruhe die Straßen und fallen dem Verkehr zum Opfer. Drei von vier Fällen, in denen Michael Hundt ein überfahrenes Wildschwein gemeldet wurde, entpuppten sich am Ende als überfahrener Dachs. Denn Dachse haben zwar den markanten schwarz-weißen Streifen auf ihrem Kopf. Aber sie haben auch, ähnlich wie das Wildschwein, ein graues, borstiges Fell.

Zu zwei bis drei Wildunfällen im Monat wird der Förster Michael Hundt in seinem linksrheinischen Zuständigkeitsbereich gerufen. „Rechtsrheinisch sieht das schon ganz anders aus. Da gibt es viel mehr größeres Wild und mehr Wildunfälle. Zum Beispiel auf der A3 zwischen Mülheim und Leverkusen fahren Autos regelmäßig Wildschweine an.“

Fuchs in der Stadt – was tun?

Auch Füchse sind längst Stammgäste in Köln, ob am Kaiser-Wilhelm-Ring oder in der Altstadt. Gerne in Schrebergärten und in der Nähe von Schulen auf Suche nach weggeworfenem Pausenbrot und Ratten. Im Stadtkern dürfen die Jäger sie anders als in den Außenbezirken der Domstadt aus Sicherheitsgründen nicht jagen. Michael Hundt rät beim Thema Fuchs aber zu Gelassenheit. Denn ein gesundes Tier ist normalerweise ungefährlich. „Wichtig ist beim Fuchs wegen der hygienischen Probleme: alles aus dem Garten abwaschen.“ Kinder sollten sich nach dem Spielplatzbesuch die Hände waschen, denn ein Fuchsbandwurm ist kein Spaß. Füchse streicheln ist tabu und Hunde, sagt Hundt, gehören an die Leine, wenn Wild in der Nähe ist. Das kann sonst böse enden. Er weiß, wovon er spricht. Sein älterer Diensthund heißt Ben, ein Kleiner Münsterländer. Sein zweiter Hund ist der lustige, wasserscheue Kurzhaardackel Jackie.

Tierliebe ist nicht immer nur gut

Auch Tierliebe hält der Jäger nicht in jedem Fall für richtig. Durch das Füttern von Enten kommt das natürliche Gleichgewicht durcheinander. Dadurch vermehren sich die Wassertiere und verschlechtern die Qualität der Seen und Teiche.

Auch Katzenfutterstationen seien eine Gefahr für andere Tiere. Mehr Katzen bedeutet mehr Jagd auf Feldhasen, Singvögel und die seltenen Gartenschläfer. Diese possierlichen Tiere sind kleiner als Eichhörnchen und ähneln Siebenschläfern.

Greifvögel am Kölner Dom

Majestätisch kreist er in luftiger Höhe und wartet auf Beute. Etwa auf Tauben, die unter ihm entlang fliegen. Hat er ein Opfer gesichtet, legt er die Flügel an. Im Sturzflug greifen seine Krallen nach der Beute. Wanderfalken sind elegante Vögel und faszinierende Jäger. Claus Doering hat die Wanderfalken 1979 erfolgreich auf dem Kölner Dom angesiedelt. Und seit 1989 bemüht sich die AG Wanderfalkenschutz von NABU NRW um den Schutz der seltenen Greifvögel. Heute hat sich die Population der Wanderfalken in NRW stabilisiert. „Die Wanderfalkenpopulation in Nordrhein-Westfalen hat im vergangenen Jahr mit 189 Brutpaaren und 339 ausgeflogenen Jungfalken erneut einen vorläufigen Höchststand erreicht“, verkündete Dr. Peter Wegner, Sprecher der Arbeitsgemeinschaft Wanderfalkenschutz (AGW) im NABU NRW im März 2014. 

Türme und andere Bauwerke mit über 100 Metern Höhe  bieten gute Brutplätze und Schutz vor Feinden. Der typische Flug des Wanderfalken in sichelförmiger Silhouette ist also wieder öfter zu beobachten. Anhand der verwendeten Coderinge werden Daten über Verpaarungen, Bruterfolg und Wanderungen systematisch ausgewertet. Die Erfolge sind deutlich: Im Regierungsbezirk Köln flogen im letzten Jahr 53 Jungfalken aus. Auch die seltenen Rohrweihen, Habichte und Mäusebussards brüten in Köln.

Alexander- und Halsbandsittiche

Selbst Exoten wie der Alexander- und Halsbandsittich sind in Köln in freier Wildbahn zu finden. Sie flattern in der Flora, im Zoo und in der Innenstadt. Mittlerweile soll es tausende Halsbandsittiche in Köln geben, die das milde Klima lieben. Ob sie aus dem Kölner Zoo oder aus Privatwohnungen ausgebüchst sind? Oder ob sie ausgesetzt wurden? Darüber lässt sich nur spekulieren. In jedem Fall leben sie frei, bis ein Wanderfalke sie erwischt.

Kölsche Kobolde und Kröten

„Fledermäuse übernehmen die Nachtschicht in der Natur. Sie sind wichtig für das biologische Gleichgewicht“ sagt Gerd Joeken vom Arbeitskreis Fledermausschutz des NABU Köln. Doch die nützlichen Tierchen sind vom Aussterben bedroht. Die Insektenfresser verlieren ihre Lebensräume. Sie finden keine Schlafgelegenheiten mehr, weil hohle Bäume wegen der Umsturzgefahr gefällt werden und bei Dachböden zum Energiesparen immer öfter alle Ritzen abgedichtet sind.

NABU Köln ruft deshalb zu Fledermauspatenschaften auf. Zwischen 30 und 65 Euro pro Stück kostet ein Fledermauskasten, in dem die Tiere ein Quartier finden sollen. Dass möglichst viele Kölner eine Patenschaft zum Geburtstag verschenken oder selbst Fledermauskästen spenden – darauf hofft NABU Köln. Näheres zur Aktion Kölsche Kobolde findet sich auf der Internetseite von Nabu Köln. (sab)