Anke Engelke - Frau mit 250 Gesichtern

Die Wandlungsfähigkeit der Kölner Schauspielerin, Comedian und Moderatorin ist erstaunlich. Ob dummes Blondchen, streitbare Öko-Frau oder verwöhnte Tussi, Anke Engelke schlüpft für ihr Leben gern in unterschiedliche Rollen. Sie ist eine Frau mit vielen Gesichtern. Aktuell spielt sie in Sönke Wortmanns Kinokomödie Frau Müller muss weg eine knallharte Geschäftsfrau und besorgte Übermutter.

Lange braune Haare, braune Augen, breites Lachen - auch optisch macht die umtriebige Unterhaltungskünstlerin ordentlich was her. Sie kommt 1965 in Montreal (Kanada) zur Welt. Der Vater ist Manager bei der Lufthansa, die Mutter Fremdsprachenkorrespondentin. Zusammen mit Schwester Susanne und ihren Eltern zieht Anke Christina Engelke 1971 nach Rösrath bei Köln. Dort lernt die Sechsjährige neben bisher Deutsch, Englisch und Französisch nun ihre vierte Sprache: Kölsch.

Das Lied von Manuel

Sie liebt Musik und singt im Kinderchor als Begleitung von Schlagersänger Heino. Mit elf Jahren tritt sie im Duett mit Udo Jürgens auf. Prompt entdeckt sie Radio Luxemburg als Rundfunktalent. 1979 feiert Anke Engelke mit Das Lied von Manuel einen Erfolg in der ZDF-Hitparade. Seit 1989 gehören sie und ihre Schwester der Band Fred Kellner und die famosen Soulsisters an. Jedes Jahr stehen beide gemeinsam für einige Wochen auf der Bühne. Doch zunächst macht sich die junge Sängerin als Moderatorin einen Namen, arbeitet für Radio Luxemburg und ZDF. Ein Fremdsprachenstudium bricht sie ab, macht lieber eine Ausbildung als Redakteurin beim Südwestfunk.

Komik ist eine ernste Sache

1993 eröffnet sich für Anke Engelke mit SWR3-Gagtory die Comedy-Welt. Dass sie "nit op de Schnüss jefalle es", hat sie schon als Moderatorin bewiesen. Nun kann sie auch ihre komische Seite zeigen. Bis 1996 touren sie und ihre Kollegen durch Deutschland und präsentieren die besten Radio-Gags live auf der Bühne. Das Fernsehen lässt nicht lange auf sich warten: Von 1996 bis 2000 tritt sie in der Sketch-Sendung Die Wochenshow auf. Dann bekommt sie ihre eigene Comedy-Serie Anke, in der sie eine Talkmoderatorin spielt. Es folgt die Sketch-Show Ladykracher. In insgesamt acht Staffeln zeigt die Comedy-Queen die Vielfalt weiblicher Facetten: von Mauerblümchen Flo, Thaifrau Mae Ying, Millionärsgattin Ludmilla bis zur Proll-Frau Britta. Dabei betreibt sie ihr Metier mit viel Engagement und Liebe zum Detail. Sie betont: "Komik ist eine sehr ernste Sache."

Fernsehen ist eigentlich dumm

Neben weiteren Shows feiert Anke Engelke 2004 ihr Kinodebüt in Der WiXXer. Weitere Kinofilme folgen. Außerdem arbeitet das Multitalent als Synchronsprecherin, leiht ihre Stimme dem Fisch Dorie in Findet Nemo und Marge Simpson in der Zeichentrickserie Die Simpsons. Zusätzlich moderiert sie 2011 neben Stefan Raab den Eurovison Song Contest, wechselt im Jahr darauf in die Jury. Seit 2013 läuft ihre aktuelle WDR-Talkshow Anke hat Zeit.

Die vielseitige Entertainerin räumt seit Jahren einen Preis nach dem anderen ab. Schon mehr als 30 Auszeichnungen hat sie erhalten, darunter mehrfach den deutschen Comedy-Preis als "Beste Komikerin", den Adolf-Grimme-Preis, die Goldene Kamera, den Bambi, den Bayerischen Fernsehpreis, den Deutschen Fernsehpreis. Dabei bleibt die Künstlerin bescheiden. Starallüren sind ihr fremd. "Fernsehen ist eigentlich dumm. Ich will nicht, dass man das wichtig nimmt. Ich will auch nicht, dass man mich wichtig nimmt", so Engelke im Interview.

Glücklich mit Schwänen

Es fällt ihr leicht, auf vielen Hochzeiten zu tanzen. "Ich arbeite genug, aber nicht zu viel." Darauf legt Engelke Wert, denn schließlich ist sie auch Hausfrau und Mutter. Neun Jahre lang war sie mit dem Keyboarder Andreas Grimm verheiratet, ihre gemeinsame Tochter Emma ist 1996 geboren. Aus ihrer zweiten Ehe mit dem Musiker Claus Fischer (Heirat 2005) stammen die Söhne Lasse (*2005) und Aaron (*2009). Die schrille Ulknudel der Medien mag es privat lieber ruhig. Um Kneipen macht sie einen großen Bogen. Dafür geht sie gerne ins Rautenstrauch-Joest-Museum oder ins Kolumba. Besonders wohl fühlt sie sich auf ihrer Lieblingsbank im Lindenthaler Tierpark. "Mich macht man schon mit Schwänen und Enten glücklich", schwärmt die überzeugte Kölnerin.

Autorin: Clivia Kelch-Rade