Fotografin und Hundenärrin: Cathrin Meyer

Sie ist Wahl-Rheinländerin und lebt nur zehn Kilometer vom Dom entfernt. Die zweifache Preisträgerin im Gestaltungswettbewerb Junges Handwerk NRW war 2014 für den World Photographic Cup nominiert. Im vergangenen Jahr hat die Hürtherin im Kölner Museum für Angewandte Kunst ausgestellt. Ein Porträt.

Am letzten Tag des Jahres legt sich die Sonne noch einmal so richtig ins Zeug. Klasse Licht, um Porträtbilder zu schießen, denke ich. Gleich treffe ich die Fotografin Cathrin Meyer (35). Sie ist auf Porträtfotografie spezialisiert. Doch auch Reportage-, Image- und Hochzeitsfotografie sind ihr Ding. "Ich liebe die Arbeit mit Menschen. Die Fotografie bietet mir die Möglichkeit, unglaublich nah an interessante Persönlichkeiten heranzukommen", strahlt die Fotografenmeisterin mit der Wintersonne um die Wette. Nach ihrer Gesellenprüfung hat die gebürtige Sauerländerin ihren Lebensmittelpunkt in die Nähe der Domstadt verlegt. "Mir gefällt die Mentalität der Menschen hier", erklärt sie, während wir Pizza und Pasta bestellen.

Zweifache Preisträgerin Junges Handwerk NRW

Nach dem Hauptgang erkundigt sich der Kellner, ob es noch ein Dessert oder schon Espresso sein darf. Ich frage Cathrin Meyer jetzt erst einmal nach den Auszeichnungen, die sie erhalten hat. 2004 und 2006 stand sie beim Gestaltungswettbewerb Junges Handwerk NRW ganz oben auf dem Siegertreppchen. 2014 nominierte sie der CentralVerband Deutscher Berufsfotografen für den World Photographic Cup. Bereich Hochzeitsfotografie.

Noch vor wenigen Wochen hat Meyer freie Arbeiten im Kölner Museum für Angewandte Kunst gezeigt. Was der Anlass war? Die Landesausstellung Staatspreis Manufactum. "Für mich sind Wettbewerbe vor allem ein Anreiz, mich neu auszuprobieren, Ideen umzusetzen und freie Arbeiten zu erstellen", erklärt die Fotografin. "Außerdem brauche ich den Druck der Abgabefrist."

Fotografie als Traumjob

Die erste eigene Kamera besaß die heute selbständige Fotografin schon als Neunjährige. Damals ging Fotografie noch mit Rollfilm, Entwicklung und so. Das Lieblingsmotiv der Schülerin: Strukturen von verschiedenen Böden und Flächen. "Die Fotos hat immer meine Mutter entwickeln lassen. Vermutlich war sie jedes Mal enttäuscht, weil es schon wieder kein Sonnenuntergang war", schmunzelt sie. "Ich fand Muster und Strukturen von Stein- und Holzfußböden aber viel reizvoller.

Die Vorliebe fürs Grafische ist geblieben." Als Abiturientin, mittlerweile mit Spiegelreflex-Kamera ausgestattet, jobbte Meyer für heimische Lokalredaktionen. Irgendwann wusste sie: Ich will Fotografin werden. Doch wo sich ausbilden lassen? Die Wahl fiel auf das Studio Anneser in Arnsberg. "Solche Fotos, wie sie da im Schaufenster standen, habe ich vorher nirgendwo gesehen."

Künstlerin und Hundenärrin

Es ist also Liebe auf den ersten Blick. Apropos Liebe: Meyers Partner Andreas (34) kommt mit der Kamera eher als Motiv in Berührung. "Als Biologisch-technischer Assistent ist er ja aus dem naturwissenschaftlichen Bereich. Trotzdem hat er ein sehr gutes Auge. Also hilft er mir oft, Bilder auszuwählen." Dann gibt es noch eine dritte große Liebe: Una, Nika und Pinù. So heißen die quirligen Mischlingshunde, die Meyers Alltag eine Extraportion Schwung verleihen. Die Models mit der Fellnase haben bei ausgedehnten Spaziergängen in Feld, Wald und Wiese allerlei Unsinn im Kopf.

Aus Una und Nika hat Cathrin Meyer irgendwann Unanika gemacht. Unter diesem Namen veröffentlicht sie freie künstlerische Arbeiten. Künftig sollen das nur noch Einzelstücke oder Werke in kleinen Auflagen sein. Die Lichtmalerin will digitale Techniken mit analogem Fotografie-Handwerk verbinden. Dabei geht es ihr nicht um Nostalgie, sondern um ein Plus an künstlerischem Ausdruck.

Anleitung für das perfekte Foto

Ich frage nach der Rechnung und will dann von Cathrin Meyer wissen, was das Geheimnis eines perfekten Bildes ist. Die Antwort überrascht mich. Zuerst nennt die Porträt-Spezialistin den Umgang mit Menschen. Meyer wird selbst nicht gern fotografiert und kennt das Unbehagen vor der Linse. "Die Kunst ist es, dieses Gefühl aufzulösen, Vertrauen zu schaffen. Am besten geht das mit Humor. Die Bilder werden dann natürlich, der Ausdruck ehrlich. Die Augen müssen sprechen." Und weiter?

Gute Fotografen haben Mut zum Experiment. Sie brauchen Betrachter, die ihre Sehgewohnheiten in Frage stellen lassen. Die offen sind. "Ich bin immer noch auf der Suche nach meinem Stil", bekennt die Fotografenmeisterin noch zwölf Jahre nach Abschluss ihrer Ausbildung. "Meine Bilder zeigen immer auch ein Stück weit mich."

Canon oder Nikon?

Was braucht man fürs perfekte Bild noch? Die richtige Technik natürlich. Meyer arbeitet mit einer digitalen Spiegelreflex-Kamera, der Canon EOS 5D Mark III. Als Objektiv bevorzugt sie eine Festbrennweite, verwendet in der Praxis aber auch Zooms mit hoher Lichtstärke.

Ein letzter Tipp? Gespür für Vollendung, auch im Alltags-Geschäft. "Du hast dann das Gefühl: Ja, das war's! Und dann kannst du auch aufhören." Gesagt, getan. Wir zahlen und verlassen das gut besuchte Restaurant. Draußen ist das Licht sanfter geworden, aber immer noch kräftig. Schade, denke ich, dass ich meine Kamera nicht dabeihabe. (Stefan Bodemann)