Michael Hutter: Der Künstler im Porträt

Die Bibel ist ein episches Fantasywerk mit einem fürchterlichen Monster als Hauptfigur. Michael Hutter fasst in Worte, was er mit Farbe und Pinsel in seinen Gemälden umsetzt. Schnörkellos, markant, geradlinig und mit viel Platz für Interpretationen des Betrachters.

Unsere Redakteurin Cornelia Bremer hat den Künstler in seinem Atelier besucht. Seine Werke erzählen von Dämonen und der Hölle der Lebenden. Und wer nicht bis zur nächsten Ausstellung warten möchte: auf seiner Webseite Kunstkrake dürfen alle Interessierten Hutters Werke anschauen.

Himmel – Hölle - Fegefeuer

Michael Hutter ist Jahrgang 1963, in Dormagen geboren. Seit seinem fünften Lebensjahr ist er in Köln zu Hause. Er besuchte eine katholische Grundschule. „Ich war der einzige konfessionslose Schüler der Klasse“, erinnert er sich. Die Schule hat ihn geprägt. „Ich habe seither ein ambivalentes Verhältnis zur Religion und dies ist ein Thema meiner Kunst.“

Sein Lehrer in der dritten Klasse brachte seinen Schülern viel über den Himmel und die Hölle bei, drohte ihnen mit Fegefeuer und Jüngstem Gericht. “Das hat mir große Angst gemacht und auf der anderen Seite hat es mich fasziniert.“ Er sieht in der Bibel ein beeindruckendes und inspirierendes Werk. „Die Bibel ist spannender als jedes Buch von Stephen King – und hocherotisch!“ Beides passt auch auf Hutters Gemälde.

Religion ist gelebter Surrealismus

Es wundert nach diesen Worten nicht: Ein Buch über Surrealismus überzeugte den damals Dreizehnjährigen von einer Künstlerkarriere. Nicht nebenbei, sondern hauptberuflich und sehr ernsthaft. „Ich arbeite diszipliniert, habe mir alles hart erarbeitet“. Talent hält er für überbewertet.

Mit 17 schmeißt er die Schule in der 12. Klasse des Gymnasiums und belegt kurz darauf an der ehemaligen FH Köln den Fachbereich Freie Malerei bei Professor Karl Marx. Kurz darauf entsteht zwischen 1986 und 1999 der erste Zyklus von Gemälden: Lemuria I.

Seine Malerei erinnert zum Teil stark an Salvador Dalí. Doch vor allem hat der niederländische Maler Hieronymus Bosch (1450-1516) Hutter beeinflusst. Als Vertreter der Renaissance gilt Bosch Kunstkennern als Surrealist bevor es Surrealismus überhaupt gibt.

Die Hölle schafft sich selbst

Hutters Gemälde sind eindringliche, zum Teil hoch erotische Darstellungen der Weiblichkeit, stets in fragwürdigen Einklang mit den Dämonen einer dekadenten Welt. Himmel und Hölle? "Die Hölle schafft sich selbst. Die Menschen sind die Dämonen. Das ist das Gesetz unserer Natur."

Der Mittfünfziger ist Künstler vom Haaransatz bis zu den Zehenspitzen. Er ist Fotograf und spielt mit neuen Technologien, unter anderem mit Photoshop. Es entsteht die Ancestors Galery, eine künstlerische Gratwanderung zwischen dem was das Auge sieht und dem, was der Künstler den Betrachter sehen lassen will. Es entsteht eine verzerrte Realität seiner Vorfahren. „Und doch störte mich bei diesen Arbeiten, dass es keine Unikate waren. Druckauftrag und los geht's. Hunderte von Kopien - das wollte ich nicht mehr!"

Auch Autor ist Hutter. So entsteht in einjähriger Arbeit 2015 Melchior Grün, eine Geschichte in fünf Moritaten mit Zeichnungen ebenfalls von Michael Hutter selbst. Seine Hauptfigur ist ein fahrender Geschichtenerzähler. Herauskam ein Buch, das Hutter nicht für jugendfrei hält.

Künstlerische Symbiose: Malen und Schreiben

Bereits in Kranzedan schreibt er in abgewandelter Form Geschichten nieder, die er seiner damals sechsjährigen Tochter erzählt. „Kindergeschichten sind es dann im Buch nicht geworden“, räumt der Künstler ein. Aus dem Schreiben entstanden die Zeichnungen zum Buch. „Ein Dialog zwischen Schreiben und Malen – beides beeinflusst sich gegenseitig“.

Schreiben und Malen übernehmen in steter Wechselseitigkeit die Dominanz im künstlerischen Schaffen von Hutter. „Ich sehe mich aber in erster Linie als Maler. Das Schreiben ist eine andere Möglichkeit mich auszudrücken. Doch es sind schon lange Phasen, in denen ich kein Wort schreibe.“

Vernissage in ehemaliger Kirche

Es mehr als symbolträchtig, wenn Michael Hutter in der ehemaligen Kirche zu den Drei Heiligen in Köln-Rondorf im November 2017 – so ist es geplant - seine Werke ausstellt. Der Künstler, der Gott für ein Monster hält, die Hölle als diesseitige Lebensform einstuft und seinen Dämonen mit Farbe und Pinsel beinahe beängstigendes Leben einhaucht. Und auf der anderen Seite: eine ehemals geweihte Stätte katholischen Glaubens.

Wenn alles klappt, eröffnet Michael Hutter gemeinsam mit der Kroatin Zrinka Budimlija am 12. November 2017 die gemeinsame Ausstellung. (Cornelia Bremer)