Kölner Pumpwerk, die Wache am Rhein

Im Dunkeln leuchtet es in verschiedenen Farben. Am Hochwasserpumpwerk an der Schönhauser Straße in Bayenthal ist der Wasserstand des Rheins durch Farben visuell dargestellt. Aber wissen die Passanten und Pendler, um was für ein Bauwerk es sich hier handelt?

Am Bayenthaler Rheinufer etwa 250 Meter südlich der Kölner Südbrücke, direkt an der Straßenbahnstation Schönhauser Straße, steht seit 2008 ein grauer Betonkubus. Manchmal geht in der Dunkelheit ein auffälliges rotes Leuchten von diesem Bau aus. Doch wissen die Pendler, was das bedeutet?

Kölner Lichter oder Leuchteffekte?

Was dieses Bauwerk eigentlich ist, will ich vor Ort mal wissen. Und frage Ramona (22), deren Antwort so ausfällt: „Sieht interessant aus“, und zieht sich wegen des kalten Windes am Fluss die Wollmütze tiefer ins Gesicht.

Auch Student Mario (25) hat sich „gefragt, was das ist“. Er wohnt erst seit kurzem in der Stadt und kennt die Funktion des Gebäudes aus einem Eintrag über Bayenthal in Wikipedia.

„Das hängt mit dem Hochwasser zusammen“, ist sich Rentner Ernst (64) sicher und streicht sich über den weißen Bart.

Auch Ali (50) kratzt sich kurz an seinem 3-Tage-Bart, während im Hintergrund das Rauschen des Rheins zu hören ist und weiß, dass es „100%ig mit Wasser zu tun hat“.

Hausfrau Eva (39) aus Bergisch-Gladbach ist zwar nur auf der Durchreise, erzählt jedoch nachdem sie einmal lang an ihrer Zigarette zieht, dass es sich um eine „Standanzeige für den Rhein“ handelt. Das hat ihr jedenfalls ihr Mann gesagt.  

Thomas (22) kennt die technische Funktion des „Wasserhauses, das je nach Rheinstand leuchtet“ und ist über die Unwissenheit anderer Leute leicht verärgert, von denen „manche denken, es sei nur Beleuchtung“. Aber vielleicht kommt seine schlechte Launa auch nur, weil die Straßenbahn wieder zu spät ist.

Die Befragung zeigt: Ein Großteil der Passanten ist sehr gut informiert, wohl auch ein Verdienst der vorhandenen Informationstafel, die jedoch leider nur einsprachig ist. Das japanische Pärchen dagegen knippst sicher schöne Fotos für Fernost und sagt zuhause, dass der Rhein bunt leuchtet.

7,4 Millionen Euro teure Metallgitterkonstruktion

Das Pumpwerk an der Schönhauser Straße ist Teil des Hochwasserschutzkonzepts Köln (HSK) von 1996. Durch die „Jahrhunderthochwasser“ 1993 und 1995 mit Pegelständen von über zehn Metern wurde klar: Schutzmaßnahmen müssen her. Es wurde von 2005 bis 2008 erbaut und kostete 7,4 Mio. Euro. Städtebaulich schließt es das Rheinauhafen-Areal ab bzw. öffnet es, je nachdem aus welcher Richtung man sich nähert. Das Bauwerk fügt sich durch eine bewusst geplante Geländemodulation als begrünte Erdwelle harmonisch in die Uferlandschaft am Rhein ein. Als gut sichtbare Landmarke erhebt sich das mit einer Metallgitter-Konstruktion im Abstand von 90 cm verkleidete Betriebsgebäude über das Flussufer.

Bis zu 3600 Liter pro Sekunde

Im unterirdischen Teil des Gebäudes verbergen sich die Pumpen, die ab sieben Meter Pegelstand eingeschaltet werden und eine maximale Leistung von bis zu 3600 Liter pro Sekunde erbringen können. Das Pumpwerk sorgt für die Entwässerung der linksrheinischen Niederschläge und der nicht klärpflichtigen Abwässer. Es verhindert dabei gleichzeitig eine Überflutung durch Rückstau des Rheinwassers in die Kanalisation. Im sichtbaren oberirdischen Teil des Bauwerkes ist die elektronische Versorgung untergebracht.

Blau oder Grün? Alles ok

Und dieser sichtbare Teil des Pumpwerks macht nun in der Dunkelheit den Pegelstand visuell erlebbar. Der tagsüber grau und recht unscheinbar erscheinende Quader wird in der Dunkelheit durch Power-LEDs innerhalb der Metallgitter-Fassade effektvoll beleuchtet. An den Farben ist der jeweilige Pegelstand des Kölner Rheins ablesbar. „Blau oder Grün bedeuten normaler Pegelstand. Erscheint die Farbe Gelb, führt der Rhein einen erhöhten Wasserstand. Rot dagegen bedeutet Gefahr und signalisiert Hochwasser“, erläutert Architekt Kaspar Kraemer sein Lichtkonzept. Ein Dämmerungssensor sorgt für die Aktivierung der Leuchtdioden in den wechselnden Jahreszeiten und zu besonderen Anlässen wie Silvester oder den „Kölner Lichtern“ gibt es besondere Illuminationen.

Wenn die Kölner also dieses rote Leuchten am Ufer sehen, können sie davon ausgehen, dass der Rhein über 6,20 Meter gestiegen ist. (mh)