Köln-Reiseführer DuMont direkt: Rezension

Wie zum Geißbock passen zwölf romanische Kirchen, 86 Stadtbezirke, 2000 Jahre Geschichte und 20 000 Kölsch-Kneipen in ein Bändchen mit gerade einmal 120 Seiten? Gar nicht. Dennoch ist der Reiseführer aus dem Verlag DuMont sein Geld durchaus wert.

Die Autorinnen sind echte Kölnerinnen. Marianne Bongartz und Stephanie Henseler arbeiten zudem als Lektorinnen und kennen die Domstadt bestens. Und so muss es den beiden weh getan haben, den Dom, das Rathaus und die Südstadt auf wenige Zeilen einzukürzen, nachdem sie vorher bereits den wesentlich dickleibigeren Band aus der Reihe Reise-Taschenbuch veröffentlicht hatten. Kurioserweise ist die schlankere Variante aber ebenso praktisch. Denn beide Bücher bieten einen schnellen Überblick über die Kulturszene, laden zum Streifzug durch die Brauereien ein und vergessen auch die Restaurant-Tipps und Shopping Malls nicht.

Wie is et? Joot!

Die Kulturtipps sind präzise, die Auswahl an Parks und Tavernen solide, nur mit dem Nachtleben hapert es etwas. Jedenfalls sind 16-jährige Club-Gänger offensichtlich nicht das Zielpublikum der beiden gewesen. Dafür aber Frankreichfans. Denn die einzigen drei Gourmet-Lokale, die hier aufgeführt sind, heißen L´Escalier, Le Moinsonnier und La Société. Mesdames, wir müssen schon bitten!

Der Asiate Taku am Domplatz hat auch einen Michelin-Stern. Und auch der Kölner kann mehr als Hämmchen, Halve Hahn und Murrejemangs. Aber egal. In dem Band steckt eine Menge Detailarbeit. Die Autorinnen haben minutiös ihre Tipps mit der Karte verzahnt, geben sehr gute Extratipps in den Kästen, sind durchaus auch mal kritisch und bei den Museen spitze.

Loorens: Senf

Kommen wir nun mal zur Komik. Denn et kütt ja wie et kütt. Das legendäre Senftöpfchen ist natürlich aufgeführt, das eher freakige Wohnzimmertheater nicht. Und wo wir gerade über Senf reden. Der einzige wirkliche Fauxpas im Band steht auf Seite 101 unter Shopping: Historische Senfmühle am Holzmarkt. Dazu der Text wörtlich: "Senfmüller Steffens produziert feinsten kalt gemahlenen Gourmetsenf, darunter auch einen Mostert auf Kölschbasis. Im hauseigenen Museum wird der Besucher in die Kunst der Senfproduktion eingeführt." So so. Nur weil der Gründer irgendwo auf dem Trödelmarkt eine Senfmühle gekauft hat und der Laden eine Ausgeburt an Kitsch ist, brauchen wir so einen Tipp wirklich nicht.

Fazit gesamt: sehr gut gemacht. (tb)