
Op Kölsch: Vater und Sohn
2018 hat das Bilderbuchmuseum in Troisdorf südlich von Köln eine Ausstellung zum Comic Vater und Sohn gebracht. Und zuvor schon veröffentlichten Vater Rolly Brings und Sohn Stephan Brings ihre Version im Bachem-Verlag auf Kölsch. Wir haben es uns angeguckt und hier kommt eine Rezension für Sie. Es scheint, als habe der Comiczeichner e.o.plauen aus den 1930er Jahren wieder Hochkonjunktur.
In den 1930er Jahren war Erich Ohser der Superstar unter den Zeichnern. Seine Serie Vater und Sohn errreichte in der Berliner Illustrierten ein Millionenpublikum. Fragen Sie mal jemanden Jahrgang 1924 oder drumherum, die kennen seine wunderbaren Ideen alle. Und auch heute noch ist sein Werk beliebt. Vor allem bei Verlagen. Nun gibt es verschiedene Möglichkeiten, an den Mann mit dem Künstlernamen e.o.plauen zu erinnern. Einem, der das Menschliche in die Nazizeit brachte. Der Hitler nicht mochte, und der als Inhaftierter schließlich Selbstmord beging. Man druckt einfach seine "sämtlichen Bildgeschichten", wie es der Nikol-Verlag in Hamburg tut. Ohne Vorwort, ohne Erklärung, ohne irgendeinen Hinweis auf die Entstehungsgeschichte, dafür aber für nur 4.99 Euro. Billig ist das.
Oder man macht es wie der Kölner Verlag J. P. Bachem: Der engagiert die Kultsänger Rolly und Stephan Brings (Vater und Sohn), welche die Comics mit kölscher Sprache bereichern, aus der damaligen Zeit wohlgemerkt. Kostet 16.95 Euro. Wertig ist das.
Varieté zo Huus
Was die beiden Stars Kölscher Mundart in dem Buch leisten, ist beachtlich. Die Titel hatte Ohser damals vorgegeben und sie sind einfach übersetzt. Aus Varieté zu Hause, wird Varieté zo Huus. Osers Comics hatten damals keinen Text, die Bilder sprachen für sich. Die Brings bringen diese Comics nun zum Sprechen, inklusive Übersetzung ins Hochdeutsch. Als Hommage sozusagen. Und warum? Das klärt ein geniales fiktives Interview am Ende des Buchs mit dem Titel "Vater & Sohn interviewen Vater Rolly und Sohn Stephan". Auf die Frage, ob den Kölnern beim Anschauen etwas aufgefallen war, kommt die Antwort, die Comics seien das genaue Gegenteil von dem soldatischen Männerbild im damaligen Nazi-Staat. Richtig ist das.
Fazit: Vor allem für Kölner ist diese Variante von Vater und Sohn sicher die beste Wahl. Einfach herrlich.
Übrigens: Bachem hat die Reime der Kultsänger aus Köln zum Thema Vater und Sohn auch vertont. (tb)