Hänneschen Theater: Kinderpuppensitzung

"Herr Präsident". "Die Woosch". Noch bis zum 28. Februar 2014 dürfen Kinder auf die Ansage von der Bühne ganz laut Wurst brüllen. Denn es geht um den berühmten Flönz-Orden. Wir waren bei der Premiere der Kinderpuppensitzung 2014 dabei und meinen: Ein riesen Spaß für Pänz, Karnevals-Fans und sogar Trakkies.

Trakkies? Aber klar. Denn Autor und Regisseur Udo Müller hat das Sessions-Motto "Zokunf mer spiks wat kütt" toll in den Handlungsverlauf eingebaut. Und so fliegt plötzlich die Enterprise durchs Bühnenbild. Prompt stehen Captain Kirk und Scotty alias Commander Spock auf der Bühne. Aber einer fehlt noch: Der Unterhaltungsoffizier. Kirk ordert: "Scotty, beam Liutenant Nikuta runter!". Sofort steht sie in voller Trekkie-Montur im Rampenlicht und trällert ihr Sessions-Mottolied. Der Saal tobt, singt und schunkelt mit. Herrlich.

Premiere bei den Knollendorfern

Die Vorstellung lebt von Mitmachen. Die meisten Karten sind Wochen im Voraus ausverkauft. Schon mehr als eine Stunde vor Beginn stehen die ersten Kostümierten vor dem Theatereingang. Nach Einlass strömen sechs- bis achtjährige Schaun-Schafe, Clowns und Prinzessinnen in den Saal. Aufgeregt schieben sie sich auf den Holzbänken hin und her. Als ich mich auf meine Platz setze, sagt ein kleiner Junge hinter mir: "Phuu, ne Erwachsene". Er ist über eine Stunde gefahren, erzählt er später, und will natürlich was sehn.

Wen er denn am liebsten mag von den Knollendorfern, will ich herausfinden. Weiß er nicht, sagt er. Es ist seine erste Puppensitzung, ja sein erstes Mal im Hännschen-Theater überhaupt. Na dann viel Spaß kleiner Freund, wünsche ich ihm ganz leise und mache mich extra klein. Intendantin Frauke Kemmerling sitzt zwei Plätze neben mir. Meine flegelhafte Haltung ist mir ein wenig peinlich, aber der kleine Mann hinter mir hat Spaß. Das zählt.

Engel Schnuppe und das Camping-Lied

Vorhang auf. Bühne frei. Alles beginnt in der Schulaula. Für die Schulsitzung schauen sich Bärbelchen und Hänneschen die Räumlichkeiten mal an und stellen fest: Nix jeet! Alles is kapodd, sogar der Dom. Das Bühnenbild ist da eindeutig. Und à la Charles Dickes erscheint aus der rauchenden Bütt der Engel der vergangenen Fastelovende.

Die Kinder frieren ohne Heizung und hätten es gerne warm. Doch Engel Schnuppe kennt nur kalte Sessionen. Und in Erinnerung an die schöne alte Zeit lässt er Karl Berbuer mit seinem unvergessenen Campinglied auferstehen.

Äktschen dank super Konäktschen

Jetzt geht's in die Zukunft. Hänneschen und Bärbelchen wollten es diese Session schön warm haben. Bekommen sie prompt von Engel Nummer zwei: Carnevaleo mit dunklen Taint und kleinen Kräusellöckche. Denn dank Klimawandel ist es jetzt in Köln heiß und feucht wie in den Tropen. Um den Dom fliegen Papageien, auf der Bühne tanzen Kamel, Affe und Hund. Und im Wasser tummeln sich gefährliche Rheinkrokodile.

"Fastelovend zusammen", grüßt Präsident Hänneschen. Endlich bekommen die Kinder eine richtige Sitzung. Stina und Röschen haben super Konäktschen. Und so treten sogar Brings und die Bläck Fööss auf. Bärbelchen darf endlich in die Bütt und Röschen verwandelt sich in das Schoschonen-Mädchen "Kleine schwarze Rose, die in einem Kanu geboren wurde als ..." Ganz schön schwerer Name und sogar der Puppenspieler verhaspelt sich kurz. Das Publikum nimmts gelassen und lacht. Kinder und Erwachsene singen, schunkeln und klatschen bei allen Songs kräftig mit. Tünnes rapt mit seinem Sohn Köbeschen das Campinglied, das kommt an. Und als die Bläck Fööss am Ende Mer losse d´r Dom in Kölle trällern, will keiner gehen. Zugabe, ruft der Saal. Ja bitte! Denn die Vorstellung war so klasse, dass wir sie am liebsten noch mal von vorne und immer wieder sehen möchten. (sb)

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