Vater und Sohn: Comics im Bilderbuchmuseum

Ab 1934 war der Zeichner Ehrich Ohser (e.o.plauen) der Superstar unter den deutschen Comic-Künstlern. Seine Serie "Vater und Sohn" brachte sogar die Berliner Illustrierte. Inzwischen haben das Künstler-Duo Ulf K. und Marc Lizano die Reihe mit selbem Namen wieder zum Leben erweckt und weitergeführt. Die Bildgeschichten sind noch bis zum 1. Juli im Troisdorfer Bilderbuchmuseum ausgestellt.

Am 25. Februar hat das Museum die Ausstellung Vater und Sohn eröffnet. Und als Redner keinen geringeren eingeladen als den FAZ-Literaturchef Andreas Platthaus. Der Mann ist sozusagen Deutschlands Comicexperte und entsprechend Ehrenmitglied der Donaldisten. In seiner Rede zeigte er sich nicht nur als Fan von Ohser, sondern sagte, er kenne auch den Comiczeichner Ulf K. seit über 20 Jahren. Den also, der die Titelreihe Vater und Sohn heute bildhaft fortführt.

Ohne Sprechblasen

Die Burg Wissem in Troisdorf bringt normalerweise Themen wie Rotkäppchen und Alice im Wunderland. Diesmal sind gezeichnete Geschichten sichtbar, die weit über das Verhältnis von Vätern und Söhnen hinausgehen. Ulf K. (*1969) ist ein erfolgreicher Comiczeichner aus Oberhausen, ausgezeichnet mit dem Kinderbuchpreis des Landes NRW. Er lebt mit seiner Familie in Düsseldorf, hat zwei Söhne und jede Menge Erfolg auch als Werbezeichner.  Der Titel von einst bleibt erhalten. Die Zeichnungen fast ganz ohne Sprechblasen auch. Beide haben in ihrem Werk einen "besonderen Charme der Vater-Sohn-Interpretation", wie Platthaus sagt. Doch das Leben seines Vorgängers Ohser war um Längen schwieriger.

Freund von Kästner, Angst vor dem Exil

Ohser kennen viele unter dem Pseudonym e.o.plauen (für Ehrich Ohser aus Plauen). Der Grund: Der 1903 im sächsischen Untergettengrün geborene Mann war Gegner der  Nationalsozialisten und ein humanistischer Linker durch und durch. Die Ausstellung zeigt beispielsweise eine Karikatur, in der ein Mann ein Hakenkreuz in den Boden pinkelt. Nachdem Hitler an die Macht gekommen war, druckte die auflagenstärkste Zeitschrift Berliner Illustrierte seine Werke weiter. Doch als Feind des Völkischen und Freund von Erich Kästner machten ihm vor allem eine Berufsgruppe zu schaffen: die Zensoren. Er nannte sich fortan e.o.plauen. Ins Ausland zu flüchten traute er sich nicht, berichtet Platthaus, denn Ohser konnte nur Deutsch und war ziemlich schwerhörig. Als ihn jemand anschwärzte, weil er Witze über Hitler gerissen hatte, kam er ins Gefängnis. Kurz vor dem Urteil nahm er sich am 6. April 1944 in der Zelle das Leben.

Die Blindheit der Zensoren

Es ist kein Remake, was Ulf K. aus dem Werk seines berühmten Vorbilds macht. Er transportiert die Themen in die Jetztzeit, arbeitet anders als Ohser mit unterschiedlichen Bildgrößen und bringt schon mal Farbe in die Comics, wie es 1930 schon technisch kaum möglich war.

Welche Qualität beide haben, zeigte der FAZ-Redakteur in seinem Vortrag - natürlich - anhand der Zeichnungen. Von K. eine Bildfolge, in dem der Vater dem Sohn vom Fußball an der frischen Luft vorschwärmt und der Sohn dann Fußball am Computer spielt. Ohne Buchstaben, wohl aber mit Piktogrammen. Von Ohser wiederum ein Bild vom Vater am Männerstammtisch, mit dem Sohn im Hintergrund. Diesmal, riesengroße Ausnahme, ist Schrift sichtbar. Der Sohn plappert die Nazi-Parolen aus dem Radio nach. Womit sich der Zeichner deutlich von eben diesen distanziert. Denn Buchstaben sind ja nicht sein Ding. Ein Wunder eigentlich, dass er nicht schon deshalb eingebuchtet worden ist. Naja, Zensoren sind manchmal eben auch nicht die hellsten. (tb)