Echt jeck: Kölns Karnevalsmuseum

Wer außerhalb der Narrenzeit auf jecke Töne steht, besucht am besten das Karnevalsmuseum. Der echte Kölner denkt: Wat soll ich da? Ich kenn den Karneval! Doch er verpasst was.

Das Museum bietet einen spannenden Einblick in alle Epochen der Karnevalsgeschichte. Manche Stücke stammen aus dem frühen 18. Jahrhundert, andere sind kaum ein paar Jahre alt. Kuriose Orden, prächtige Uniformen und Narrenkappen der großen Kölner Traditionsvereine gehören dazu. Darüber hinaus machen die alten Plakate und Fotos des kölner karnevalsmuseum (Eigenschreibweise) ganz deutlich: Die Karikaturen vom damaligen politischen Geschehen könnten auch in unsere heutige Zeit passen.

Von den Räumen des Festkomitees nach Braunsfeld

Das 1400 Quadratmeter große Museum wurde im Juni 2005 eröffnet. Zuvor gab es bereits ein kleines Karnevalsmuseum in den alten Räumen des "Festkomitee Kölner Karnevals" in der Antwerpener Straße. Bis die Jecken sich einen Traum erfüllten und in die großen neuen Räume in Braunsfeld zogen. Die dortigen Exponate kommen von allen Karnevalsvereinen. Neben Uniformen und Ordnen gibt es auch jede Menge Multimediaspots für Karnevalsmusik und zudem eine Schautafel mit jecken Hotspots des Karnevals und Faschings in ganz Deutschland.

Museale Kuriosität: Goethe und der Karneval

Kuriositäten bietet das Museum so einige. Zum Beispiel zu Goethe. Der hat 1789 ein Buch über den römischen Karneval herausgebracht. Der Italienfan war verzaubert vom bunten Treiben in Rom. Die Masken, Kappen, bunten Kostüme und Bonbons als Kamelle fand er fast so irritierend wie die entblößten Brüste der vorlauten Italienerinnen. Bereits damals dauerte der Karneval in Rom acht Tage. Die Originalausgabe von Goethes Werk mit seinen farbige Zeichnungen von den Kostümen und Umzügen ist eine echte Rarität.

Aber nun weg von Johann Wolfgang, denn er sprach ja nicht von Köln. Außerdem sind die Darstellung von Masken und Teufelsfratzen noch viel älter. Bereits im 2. Jh. nach Christi gab es kleine Gegenstände wie Öllampen, verziert mit Fratzen.

Ein Esel in der Kirche - die Narrenfeste

Auch dazu bringt das Museum einige gute Infos. Die Figur des Narren stammt aus dem Mittelalter. Dort gab es zwei Varianten: Der eine konnte nichts für seine Narrheit, weil er etwas zurückgeblieben und entstellt war. Der künstliche Narr dagegen war lustig gekleidet, faul und verfressen. Da die Kirche in diesen Zeiten immer einen strengen Blick auf ihre Schäflein hatte, war dies eine wunderbare Auszeit vom Alltag. Das Narrenfest brachte Narrenfreiheit. Die Grundidee war die Umkehr der Machtverhältnissse. In den Kirchen übernahmen die Verkleideten das Zepter und Priester trugen bunte Masken. Meist zogen die Narren einen Esel hinter sich her ins Gotteshaus. Der Klerus nahm das zähneknirschend hin, da bei Jesus Geburt auch ein Esel dabei war. Heute dagegen sind die Geistlichen in Köln viel entspannter. Wie Johannes Mahlberg beispielsweise, der seine Predigten nicht nur gerne mal auf Kölsch vorträgt, sondern auch schon mal in die Bütt steigt. (Ricarda Alder)