
Farina und sein Parfum-Museum
Ein Besuch im Farina-Haus ist eine Reise in die Zeit des Rokoko. Das heutige Parfum-Museum gilt als die Geburtsstätte von der weltweit bekannten Eau de Cologne. Die Rezeptur ist so geheim wie die Ursprünge spannend.
Besonders kurios an dem Haus ist allerdings: Es ist das originale Kölnisch Wasser, und dennoch weit weniger bekannt als das herkömmliche 4711. Und alles begann im fernen Italien:
Vom Jungen im Piemont zum Star-Parfumeur von Köln
Schon als kleiner Junge fiel Johann Maria Farina durch sein besonders feines Näschen auf. Seine Oma kochte Blumenkohl, der Steppke roch es und übergab sich. Denn schon als Kind, so steht es in der Farina-Familien-Saga, schwärmte der kleine Johann von ganz anderen Gerüchen - und wollte Parfumeur werden.
Mit 21 Jahren zog er aus dem italienischen Piemont nach Köln. Die Obermarspforten fiel ihm gleich als gute Adresse auf. Der Müll und die Hausschweine ein paar Häuser weiter aber auch. Er vermisste die Düfte seiner Heimat: Bergamotte, Rosmarin und Buchsbaum. Und so entwickelte Farina bereits 1709 sein eigenes Parfum.
Exportschlager Eau de Cologne
Der 23-Jährige nannte das Parfum Eau de Cologne und verlangte für das Duftwasser einen sündhaft teuren Preis. Zu seinen Kunden gehörten reiche Händler, Adelige und König Friedrich Wilhelm I. von Preußen. Farina stellte fast reinen Alkohol her und sorgte so für Haltbarkeit und Qualität. Und er kreierte Duftwasser in Flakons für Herren und Damen, wobei der Inhalt ganz genau derselbe war.
Über 1200 Nachahmer
Das Verkaufshit aus dem Haus Farina blieb nicht lange ohne Konkurrenz. Schnell stiegen gewiefte Nachahmer ins Eau de Cologne-Geschäft ein. Und von den bis heute angeblich über 1200 Imitaten ist 4711 ein besonders großes Ärgernis für den Dufthersteller. Denn das Unternehmen des Kaufmanns Wilhelm Mühlen firmierte sogar zeitweise unter dem Namen Farina. Später nannte es sein Duftwasser "Echt kölnisch Wasser". Und heute halten selbst manche Kölner die Marke 4711 für das Original.
Die Familie Farina heute
Die Farinas kümmern sich inzwischen in der achten Generation um das Duftwasser. Der Enkel des Gründers, Jean Baptiste Farina (1758-1844), war Gründungsmitglied der Industrie- und Handelskammer, des Kölnischen Kunstvereins und des Vorläufers des Festkomitees des Kölner Karnevals. Carl Anton Hieronymus Farina (1770-1850) rief mit anderen den Kölner Dombauverein ins Leben. Und schließlich entstand das Parfum-Museum im Farina-Haus. (Ricarda Alder)