
Kölsch, die Kultsorten aus der Domstadt
0,2 Liter in der Stange, das ist Kölsch. Schnell austrinken, das ist wichtig. Der Köbes knallt das nächste hin, das ist ok. Das ist KULT. Was aber ist eigentlich ein Kölsch?
Stellen wir uns mal ganz düsseldorferisch. Also, was ist das? Es gibt für jeden Kölner jeweils nur eine Sorte, die wirklich knallt. Andere rührt er nicht an, sie rufen Pfui. Zu viel Sauerstoff, zu wenig, zu sonstwas. Dabei kann der Kölner ganz sachlich die Zusammenhänge des Kölsch auf den Punkt bringen. Es braut sich nach dem Deutschen Reinheitsgebot von 1516 aus Gerste, Hopfen, Wasser und Hefe und hat einen Alkgehalt von 4,8 Prozent. Das wars. Wir sind hier schließlich nicht in Belgien, sorry Belgisches Viertel.
Vom Dom in die Schreckenskammer
Das Reinheitsgebot ist super, weil die Leute damals schon mal Lorbeer, Anis und giftiges Efeu beimischten wie heute dieser durchgeknallte Ferran Adrià aus Spanien Lakritz. Kein Witz. Dann sagt der Kölner, sein Bier sei obergärig, ein Pils untergärig. Und wird den Teufel tun zu sagen: auch Altbier aus dem Dorf an der Düssel ist obergärig.
Und was gibts für Marken? Schreckenskammer-Kölsch, Richmodis-Kölsch, das pr-affine Früh und noch viele mehr. Sie müssen wissen: Seit 1985 besteht hier am Rhein eine Kölsch Konvention, wonach 24 Sorten offiziell die Herkunftsbezeichnung Kölsch tragen dürfen. Kommen Sie, so viel Zeit muss sein. Wir nennen sie beim Namen: Bürger, Dom, Früh, Gaffel, Ganser, Garde, Gereons, Germania, Giesler, Gilden, Küppers, Kurfürsten, Mühlen, Päffgen, Peters, Rats, Reissdorf, Richmodis, Römer, Sester, Severins, Sion, Sünner und Zunft. Puh, jetzt erst mal ein Kösch, oder?
1 Millarde gezapfter Kölschgläser pro Jahr
Über 25 Millionen Liter Kölsch trinken die Kölner pro Jahr, weit über 1 Millarde Kölschgläser zapfen die Köbesse in den Brauereien. Als die erste Kölschkneipe 1878 in Kalk mit dem Namen Sünner aufmachte, gab es in der Stadt dagegen gerade einmal um die 100 Kleinstbrauereien. Manche haben sich gehalten, andere nicht. Päffgen gibt es nach wie vor nicht in der Kiste, sondern nur aus dem Zapfhahn, Mühlen braut noch immer in offenen Gärbottichen und Früh hat die beste PR. Legendär noch der Spruch: Der Kölner braucht ab und zu richtig einen auf den Deckel. Also: Sie mögen es süffig? Lieber herb? Lieber feinherb. Bevor wir jetzt hier ALT werden, einigen wir uns doch einfach darauf: Die einzige Sprache, die man trinken kann ist Kölsch. Finden Sie etwas platt? Wir auch. Prost.
Typisches zum Kölsch
Natürlich braucht jeder Brauhausgast auch mal was für den kleinen Hunger zwischendurch. Und so gibt es zum Kölsch klassische kölsche Tapas wie Frikadelle, Halve Haan, Mettbrötchen und Himmel un Äd. Soleier natürlich auch, aber der Klassiker aller kölschen Happen heißt Kölscher Kaviar.
Kölsch-Konvention und Konfusionen
Die Kölsch-Konvention sollte 1985 den Wettbewerb regeln und die Herkunft des Kölschs sichern. Will heißen: Das Bier muss nach dem Reinheitsgebot selbstverständlich in Köln hergestellt sein. Vor allem aber sollten irreführende Namen keine Chance haben, beispielsweise Ur-Kölsch, Rheinisches Kölsch, Original-Kölsch, Top-Kölsch oder Spitzen-Kölsch.
Das Bundeskartellamt hat die Kölsch-Konvention im Juni 1985 genehmigt und im Bundesanzeiger eintragen lassen. Ein Jahr später haben dann die 24 oben genannten Brauereien feierlich ein entsprechendes Dokument unterschrieben.
Verwirrend ist natürlich: viele alteingesessene Kölschsorten sind bei der Konvention nicht aufgeführt, darunter Schreckenskammer oder das Maximilian-Kölsch, das vom Kölner Brauereiverband auf der Homepage immerhin als Kölsch-Marke aufgeführt ist.
Wie viele Kölschsorten es unabhängig von der Konvention in Köln gibt und gab? Schwer zu sagen, denn sogar für TV-Beiträge sind schon Kölschs produziert worden, oder auch für Jubiläumsfeiern. Hier ein paar der kuriosesten Namen:
Böll Bier
Büze Kölsch
Kontra Kölsch
Rut Wiess Echt Kölsch
Winnetou-Kölsch
Hier die Kölsch-Konvention im Wortlaut