Süße Schweinerei: fünf kleine Mohrenköpfle
Sie kamen am 10. August 2015 im Clemenshof des Kölner Zoos zur Welt: eine kleine Sau und vier Eber. Ihre Eltern Piggy und Otto gehören einer alten, stark gefährdeten Haustierart an: dem Schwäbisch Hällischen Landschwein. Und das ist auch als Mohrenkopf oder schwäbisch Mohrenköpfle bekannt. Doch anders als seine süßen Verwandten aus der Pâtisserie durfte das Schwein seinen politisch unkorrekten Namen bislang behalten.
Wer die schnuckligen kleinen Mohrenköpfle mit schwarzem Popo und Kopf im Kölner Zoo besuchen möchte: Sie sind ab ca. 13.30 Uhr im Außengehege direkt am Eingang des Clemenshofes - vom Zoo-Haupteingang kommend. Streicheln ist allerdings verboten - eine Vorschrift des Veterinäramtes. Die Zäune sind deswegen extra von innen elektrisch gesichert.
Zwei Bayern, ein kölsch Mädjer und fünf kölsche Jungs
Mama Piggy und Papa Otto sind waschechte Bayern. Gefunkt hat es sofort. Denn schon nach zwei Tagen in Köln hat Otto Piggy erfolgreich gedeckt, drei Monate und drei Tage später erblickten die kleinen Mohrenköpfe das Licht der Welt. Das erste Ferkel lag zunächst falsch herum. Trotzdem ging die Geburt schnell. Und schon nach fünf Minuten standen die Ferkel auf eigenen Füßen und suchten sofort nach Mamas Zitzen.
Lange gibts die leckere Muttermilch aber nicht für die Kleinen. Etwa nach zwei Monaten hat Mama Piggy die Nase voll. Das Saugen tut ihr weh und die Ferkel bekommen normale Nahrung. Nach vier bis fünf Monaten übergibt der Zoo die Mohrenkopf-Minis dann an einen Züchter in der Umgebung, zumindest die Eber. Die kleine Sau darf vielleicht im Kölner Zoo bleiben. Das steht aber noch nicht fest.
Chinesische Wurzeln
Das Schwäbisch Hällische Landschwein züchteten Bauern in der gleichnamigen Region bereits seit Anfang des 19. Jahrhunderts. Auf Anweisung König Wilhelms I. von Württemberg kamen chinesische Jihuan-Schweine ins Stuttgarter Umland. Durch Zucht mit alten örtlichen Landschweinrassen entstanden die heutigen Mohrenköpfe.
Besonders in der Region Schwäbisch Hall verbreiteten sich die Rasse. Ihren Höhepunkt fand die Zucht in den 1950er Jahren. 90 Prozent aller Schwein in Nordwürttemberg waren seinerzeit Möhrenköpfle.
Bedrohte Delikatesse
Das Schwäbisch Hällische Schwein hat einen schwarzen Kopf und Po. Der Körper ist weiß - die Übergange grau. Es hat Schlappohren, wiegt bis zu 350 Kilogramm, ist fruchtbar, widerstandsfähig und die Fleischqualität ist hervorragend. Trotzdem galt es in den 80er Jahren fast als ausgestorben und steht immer noch als gefährdet auf der Liste der GEH (Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Haustierrassen).
Grund war unter anderem der Magerwahn der vergangenen Jahrzehnte. Kein Gramm Fett sollten die Zuchttiere haben, besonders schnell schlachtreif und natürlich groß sein . Das war fast das Aus für viele alte Schweinerassen. Doch das Bewusstsein der Verbraucher wandelt sich. Und die Sterne-Gastronomie geht voran.
Fettes Schwein ist wieder salonfähig
Heute darf, ja muss Schweinefleisch neben äußeren Fett auch für viele Gourmets fein marmoriert sein. Und so stehen neben dem berühmten Ibérico-Schwein auch wieder heimische Rassen wie das Schäbisch Hällisch Landschwein, des Bunte Bentheimer Schwein oder das Angler Sattelschwein auf den Speisekarten der Luxusgastronomen.
Bauern in der Heimatregion der Schwäbisch Hällischen Landschweine züchten die alter Rasse heute wieder erfolgreich. Sie kommt mit dem EU-Qualitätszeichen g.g.A. (geschützte geographische Herkunftsbezeichnung) auf den Markt.
Happy End nur für Gourmets
Die kleinen Mohrenköpfchen aus dem Kölner Zoo kommen allerdings weder zurück nach Württemberg noch bekommen Sie einen Platz im Zuchtbuch. Denn ausländische Schweine sind dort nicht erwünscht.
Sie erwartet zwar ein glückliches, aber kurzes Leben. Denn schon nach wenigen Monaten sind sie schlachtreif. Dann kommen sie zurück in den Kölner Zoo: Allerdings küchenfertig fürs Zoorestaurant. (sb)