Ein Ausflug zu den größten Baggern der Welt

Kölner müssen ihren Dom sehen können. Am besten immer, aber mindestens einmal täglich. Alles andere macht sie unglücklich. Das mag auch als Maßstab dafür gelten, wie weit ein Kölner sich aus der Stadt ohne Heimweh hinauswagen kann. Heißt im Umkehrschluss: Was das Auge vom Südturm des Doms sehen kann, taugt als Naherholungsgebiet. Und das gilt insbesondere für das Rheinische Braunkohlerevier.

Nur rund 60 Kilometer westlich von Köln, quasi gerade mal jenseits der Ringe, liegt die Energie vergraben, die gute Teile Deutschlands mit Strom versorgt. Und das Rheinische Braunkohlerevier ist vom Dom aus gut zu sehen. 100 Millionen Tonnen des braunen Kraftstoffs werden hier jährlich gefördert. Das Revier ist nicht nur Europas größter Tagebau, sondern auch ein Paradies für Ausflügler, Wanderer, Wassersportler und Technikbegeisterte. Die gigantischen Förderbagger in den Abbaugebieten Garzweiler, Hambach und Inden sind die größten der Welt. Mit haushohen Schaufelrädern reißen sie die Kohle aus dem Erdreich. Dabei bewegen sie sich auf Ketten, so breit wie eine Bundesstraße.

Auf einem schwankenden Skywalk über dem Tagebau

Den Ausblick auf diese imposante Technik gibt es sogar mit einem Schuss Abenteuergefühl wie im Grand Canyon. So am Aussichtspunkt Jackerath. Ein Skywalk ragt hier weit über die Abrisskante der riesigen Fördergrube und schwebt in schwindelerregender Höhe - unter den Füßen nur ein Gitterrostboden. Wenn die Konstruktion bei Starkwind schwankt, wird der Ausblick auf den gigantischen Tagebau Garzweiler zur Mutprobe. Bild- und Texttafeln erklären die Geschichte des Tagebaus, die Maschinen aber auch die Rekultivierung der Landschaft nach Ende des Kohleaushubs.

Eine weitere interessante Konstruktion ist der 36 Meter hohe Stahlkoloss "Großer Indemann" auf der Goldsteinkuppe in Inden Altdorf (rund 60 Kilometer von Köln entfernt). Die Aussichtsplattform an seiner Spitze gibt den Blick frei auf den Tagebau Inden. Besonders beeindruckend ist ein Besuch nach Einbruch der Dunkelheit. Denn dann sorgen über 40000 LED-Lämpchen für ein beeindruckendes wechselndes Lichtspiel.

Erholung pur: Sophienhöhe und Blaustein-See

Bei Elsdorf-Esch wurden zwischen 1978 und 1990 1,1 Milliarden Kubikmeter Abraum zur 200 Meter hohen Sophienhöhe aufgeschüttet. Die rekultivierte Landschaft ist durchzogen von 100 Kilometern Wanderwegen. Lehrreich ist ein Besuch des am Wochenende und an Feiertagen geöffneten Infozentrums im historischen Herrenhaus Schloss Pfaffendorf. Dort gibt es eine Ausstellung zur Gewinnung und Nutzung der rheinischen Braunkohle.

Und weil ein heißer Sommertag auch zum Baden lädt: Der 100 Hektar große Blaustein-See nördlich von Eschweiler füllt längst die aufgelassene Grube des ehemaligen Tagebaus "Zukunft-West". Ein Paradies für Taucher, Segler, Surfer und natürlich auch Schwimmer. Vor allem aber eine originelle Abwechslung zu den sonstigen Beachclubs.

Auf Tuchfühlung mit den Riesenbaggern

Ganz nahe kommt man den gigantischen Baggern übrigens bei den öffentlichen Tagebau-Touren der RWE an den Sonntagen 23. August und 20. September 2015. Von 10 bis 16 Uhr fahren die Tourbusse vom Parkplatz der Tennishalle Bedburg-K. Und wer die Termine verpasst haben sollte.