
Die fabelhafte Tierwelt des Melaten-Friedhofs
Der Naturschützer Claus Walter vom NABU Stadtverband Köln kümmert sich auf dem Melaten um die Buntspechte, die Bussarde und die Fledermäuse. Und einer kümmerte sich über Jahre um ihn selbst: Ein verletzter Fuchs, den er vorübergehend fütterte. Und der ihm später nicht mehr von der Seite wich.
„Ich bin gewissermaßen auf Melaten groß geworden“, erinnert sich Claus Walter. Er wuchs ganz in der Nähe auf, spielte mit anderen Kindern zwischen Sträuchern und Gräbern – und als Jugendlicher gab es die erste Zigarette in den damals noch offenen Gruften. Später dann führte ihn sein Weg von der Wohnung zu seinem Arbeitsplatz zehn Jahre lang täglich über den 43,5 Hektar großen Friedhof. Und immer empfand er Melaten, den Gottesacker an der verkehrsreichen Aachener Straße, als Ort der Ruhe und Entspannung.

Melaten: Heimat für Amseln und Rotkehlchen
Sein Vater und er sind dort oft in der Dämmerung unterwegs gewesen und haben die Zwergfledermäuse und Eulen beobachtet. Heute engagiert sich Claus Walter gemeinsam mit der Genossenschaft der Kölner Friedhofsgärtnern und den städtischen Gärtnermeistern für einen umweltfreundlichen Friedhof. „In der Regel werden Thuja und Kirschlorbeer als Hecken gepflanzt. Auf den Gräbern dominieren Stiefmütterchen und Eisbegonien. Nicht gerade attraktiv für all die Tiere hier.
Die Genossenschaft der Kölner Friedhofsgärtner hat für einige Flurstücke mit der Stadt Köln Pflegeverträge abgeschlossen und als Bestattungsgärten angelegt. Dort piepsen und zwitschern jetzt die Amseln, Rotkehlchen und Maisen im Steinmetzgarten, Bauerngarten, Rosen- und Auengarten um die Wette. Und mit mehr Lärm die knallgrünen, 140 Gramm schweren Halsbandsittiche. Dazwischen stehen Insektenhotels, die die Friedhofsgärtner und der NABU Köln aufgestellt haben. Ein all inklusive Angebot für Wildbienen, ein Hotel eingebettet in heimische Gräser und Stauden,die für Nahrung und ein Dach über dem Kopf sorgen.

Bussarde und Füchse
Melaten ist eine Parkanlage im Herzen der Domstadt, eine Oase für heimische Tiere. Zum Teil sorgt der NABU für die Überdachung. Alleine auf Melaten gibt es 90 Vogelnistkästen, zwei Insektenhotels und 21 Fledermauskästen, die allesamt Claus Walter ehrenamtlich aufhängt, kartografiert und auch reinigt.“Da habe ich aber Helfer“, räumt der 51 jährige ein. Die teils 200 Jahre alten Bäume, darunter Ahorn, Trauerulmen und Birken, sind Heimstätte für Finken, Blaumeisen, Buntspechte, Sperber, sogar Habichte, die gerne in alten Kiefern brüten.
Allein 40 Vogelarten gibt es hier. Der größte Greifvögel unter ihnen ist der Mäusebussard. Eine echte Seltenheit wiederum ist der Kernbeißer. Und natürlich neben vielen Kaninchen auch Fuchsfamilien. Eines Abends ging Claus Walter mit seinem Freund Michael Lakermann die Horste ab, als sie einen Fuchs mit verletztem Unterkiefer fanden. Sie gaben ihm als erste Hilfe erst einmal etwas Katzenfutter. Bereits am zweiten Tag erwartete der verletzte Fuchs Claus Walter. Der fütterte ihn eine Zeit lang, bis er wieder selbständig Äpfel kauen und auf Jagd nach Mäusen gehen konnte.

Fuchs Socke als ständiger Begleiter
Doch das Tier vergaß nicht einen Tag, wer ihm Futter gegeben hatte. „Er hat mich dann fünf oder sechs Jahre auf meinen abendlichen Spaziergängen begleitet. Irgendwann stand er immer hinter mir und ging dann mit mir über die Anlage.“ Und nicht nur das. Gemeinsam mit seinem Weibchen zeigte er seinen Rettern immer wieder auch seine Welpen. Es reichte schon, wenn Claus Walter an einen Baum klopfte und der Fuchs kam zu ihm. Und bekam den Namen Socke, sowie 1990 das Tier an der Seite von Kevin Costner im Film „Der mit dem Wolf tanzt.
Inzwischen war das seltsame Paar Claus Walter und Socke auch tagsüber auf dem Friedhof unterwegs. „Ich habe ihn nicht gestreichelt, aber seine Fähe hat meine Frau angestubst, um auf sich und ihre Jungtiere aufmerksam zu machen!“ Doch eines Tages war er dann doch verschwunden. „Ich weiß nicht, ob er einfach nur sein Revier gewechselt hat, oder ob er tot ist.“

Naturschutz kann jeder – auch auf dem Grab
NABU-Mitarbeiter Claus Walter wünscht sich mehr heimische Pflanzen auf den Gräbern. Übrigens: Auch das Klima hier ist anders, weiß er: „Auf Melaten ist es immer drei bis vier Grad kühler als in der Stadt“.
Infos zum Thema bieten der NABU Stadtverband Köln oder auch die Genossenschaft der Kölner Friedhofsgärtner. (Cornelia Bremer)