En Fahrt nohm Mond - Ein Stück von Mareike Marx

Die Menschheit träumt seit Jahrhunderten vom Fliegen - für viele der Inbegriff der Freiheit. Was befindet sich eigentlich „da oben“ und wie sieht es aus? Werden Hänneschen und Bärbelchen tatsächlich die weite Reise zum Erdtrabant antreten und wenn ja, wie kommen sie überhaupt dort hin? Das erfährt der Besucher im neuen Familienstück „En Fahrt nohm Mond“, das am Freitag den 28. März 2025 Premiere im Hänneschen Theater gefeiert hat.

von Franziska Klein

Es ist schon spät am Abend und Hänneschen und Bärbelchen kommen im Schlafanzug in ihr Kinderzimmer gelaufen. Eine ganz typische Zubettgeh-Szene eröffnet sich und wer Kinder hat, dem werden die folgenden Worte der beiden Geschwister bekannt vorkommen:

„Wir wollen noch nicht ins Bett!“ Hänneschen und Bärbelchen möchten am liebsten noch etwas länger wach bleiben, doch die Oma verabschiedet die beiden freundlich aber bestimmt in die Nachtruhe. Morgen sei doch Schule und dafür müssen die zwei ausgeschlafen sein. Also gute Nacht!

Doch nachdem sie sich zu Bett gelegt haben, hört Hänneschen ein merkwürdiges brummendes Geräusch. Er weckt Bärbelchen auf und sie schauen hinter dem Kleiderschrank nach, von wo das Brummen kam. Zum Vorschein kommt ein brauner Maikäfer. „Schau dir den an, Bärbelche, der hat ja nur fünf Beinche!“

Der Maikäfer kann sogar sprechen und stellt sich als „Herr Sumsemann“ vor. Er berichtet von einer schrecklichen Tragödie, bei dem ihm unglücklicherweise sein sechstes Bein abhanden gekommen ist.

Äver wie kütt man denn nohm Mond?

Eigentlich kommt er mit den fünf übrig gebliebenen gut zurecht, doch ganz hat er die Hoffnung nicht aufgegeben, sein sechstes irgendwann wieder zurückzubekommen. Dafür müsse er nur zwei Kinder finden, die noch nie in ihrem Leben ein Tier gequält haben und mit ihm zum Mond, wo das vermisste Körperteil zu finden sei, fliegen würden.

Hänneschen und Bärbelchen, denen nichts fremder als Tierquälerei ist, sind sichtlich berührt und sofort dabei. „Äver wie kütt man denn nohm Mond?“, will Hänneschen wissen.

Die beiden können doch nicht fliegen und haben keine Flügel, wie soll das also vonstatten gehen? Die Antwort ist laut Herrn Sumsemann ganz einfach. „Denkt einfach an etwas Leichtes! Woran denkst du, Bärbelchen?“ „An Zuckerwatte!“, sagt das Mädchen. Also breiten die beiden Kinder einfach die Arme aus und schweben vergnügt durchs Zimmer.

Wenn wir Sternenflieger sind

Nach dem Szenenwechsel und dem ersten überleitenden Lied befindet sich das Publikum nicht mehr auf der Erde, sondern über den Wolken, wo der Sandmann Schlafmixturen zubereitet. Für jede erdenkliche Art - vom Managerschlaf- bis zum Schlummerstaub - hält er in seinem Labor alles bereit.

Dumm nur, dass er den Staub direkt selbst einatmet und gleich am eigenen Leib die Wirkung zu spüren bekommt.

Wenn es doch so einfach wäre mit dem Einschlafen, denkt sich wahrscheinlich so mancher Zuschauer. Hänneschen, Bärbelchen und Herr Sumsemann fliegen heran und wecken den Sandmann auf. Wer sie denn seien, fragt der „Sandmannes“, wie er sich selbst vorstellt.

Nach der Bekanntmachung erinnert er sich und sagt, wenn sie das Beinchen des Maikäfers zurückholen möchten, sollen sie doch am besten den Weg Richtung Mond über die Milchstraße nehmen.

"Ah, aus Knolledörp"

Es läuten die Glocken, denn es ist schon Mitternacht. Trotzdem geht es für die drei Abenteurer weiter nach oben. Donnermann, Blitzhexe, Eismann, Regenmann, Frau Holle, die Sonnengöttin und der Sturmmann versammeln sich. Die Wettergeister begrüßen Hänneschen, Bärbelchen und Herrn Sumsemann und wollen wissen, wo sie herkommen.

„Ah aus Knolledörp!“, sagt die Blitzhexe, „da bin ich auch schon mal eingeschlagen!“ „Da war ich doch auch dabei!“, meint der Donnermann und beide demonstrieren lautstark ihre Naturgewalt. Herr Sumsemman, der offenbar etwas zartbesaitet ist, fällt vor Schreck in Ohnmacht. Die weitere Reise bestreiten die Weggefährten mit dem Schlitten, den der Sandmann ihnen gerne zur Verfügung stellt.

Das Abenteuer geht weiter

Nun kann es also richtig losgehen und die drei fliegen weiter. Auf ihrer Reise begegnen sie dem Weihnachtsmann, der seinem Freizeitlook (Jogginghose und Sonnenbrille) nach zu urteilen, offensichtlich frei hat und dem Osterhasen beim Arbeiten zuschaut. Der Mümmelmann ist schon eifrig dabei, die Eier zu färben.

Doch auch in seinem Unternehmen herrscht Personalmangel und er weiß gar nicht, wie er die ganze Arbeit alleine bewältigen soll, also helfen ihm der Weihnachtsmann und sein Engelchen kurzerhand. Im Hintergrund steht eine Rakete mit leuchtend rotem Cockpit bereit, die sich für den Weiterflug zum Mond anbietet.

Wird die Mondlandung gelingen?

Herr Sumsemann hat Angst und möchte am liebsten nach Hause. Hänneschen und Bärbelchen sind jedoch immer noch fest entschlossen, das fehlende Beinchen wieder zu holen und können ihn nach einer erneuten kurzen Ohnmacht doch noch überreden in die Rakete zu steigen und los zu fliegen.

Zehn, neun, acht, sieben, sechs, fünf, vier, drei, zwei, eins...zählt das Publikum und die Rakete hebt ab.

Wird die Mondlandung mit der Rakete gelingen und werden die drei das verloren gegangene Bein des Maikäfers wieder beschaffen können? Das wird hier nicht verraten, doch eines ist an dieser Stelle bereits gewiss: Diesen Ausflug werden Hänneschen und Bärbelchen nie vergessen, denn den Mutigen gehört die Welt und das sind die beiden Protagonisten wahrlich: furchtlos, unerschrocken und stets bereit, einem Freund in der Not zu helfen.

Fazit

Mareike Marx, die das neue Familienstück „En Fahrt nohm Mond“ nach dem Vorbild des Märchens „Peterchens Mondfahrt“ von Gerdt von Bassewitz inszeniert hat, ist es wieder einmal gelungen, die Zuschauer für ein paar Stunden von der digitalen Welt abzukoppeln und für die analoge Welt des Puppenspiels zu begeistern.

Die Mischung aus kindlicher Träumerei, kölschem Humor und Dialekt sowie Musikstücken mit Ohrwurmgarantie sorgt dafür, dass das Unerreichbare, der Traum vom Fliegen und fernen Welten, auf eine spielerische Weise greifbar wird.

Puppenbauer Hans Dieter Flerlage hat für die Produktion eine neue Hänneschen-Puppe gebaut: Maikäfer Sumsemann spielt eine zentrale Rolle in dem Familienstück.

Aufführungszeiten und Tickets: Et Jitt noch Kaate

Das Ensemble spielt das Stück im Hänneschen Theater  bis zum 17. April 2025: Mi-So 15 und 17:30 Uhr. Und dann vom 9. Mai bis 29. Juni 2025: Mi, Fr und Sa 16.30 Uhr, Do, 11 Uhr und So 14.30 Uhr. Eintritt: Erwachsene zahlen 13 Euro, Kinder 8,50 Euro.

Karten und Reservierungen: an der Theaterkasse, bei KölnTicket, unter Tel. 0221 221 222 33 oder unter haenneschen@stadt-koeln.de