
Fühlinger See
Unlängst liegen wir auf unserer Redaktionsmatte am Fühlinger See, da kommt so ein Tatoo-Muskelpaket an uns vorbei, an der Leine ein Hase. Wir waren nicht schnell genug für das Handy-Foto, aber eins war klar. Über den größten Freizeit-See ganz Kölns müssen wir auch mal was schreiben. Na dann los.
Am Anfang war der Kies. 1912 gruben Kölner Bauarbeiter den steinigen Sand an der Fühlinger Heide im Schichtdienst aus - für die neuen Bahnstrecken nach Aachen und Krefeld. Die Jungs gruben und gruben, später kamen die Bagger und weil der Rhein nur zwei Kilometer entfernt liegt, füllten sich die Kieslöcher allmählich mit Wasser. Selbstverständlich kamen die Badegäste da schon, lange bevor in den 1960er Jahren das Areal allmählich zum heutigen Fühlinger See mutierte. Heute besteht das Sport- und Freizeitgebiet aus sieben zusammenhängenden Seen.

Reggea, Regatta, Rostbratwurst
Das gut 100 Hektar große Gebiet zwischen den Ford-Werken und Köln-Seeberg gehört zu den Top-Ausflugszielen der Domstadt. Und wer kommt zu Besuch? Der Pole aus der nahen Siedlung, der kölsche Karosseriebauer aus Chorweiler, die pubertierende Reitschülerin aus Lindenthal, der Angler aus Nippes, die Regatta-Ausbilder und vor allem einer: der Badegast. Der badet entweder im frei zugänglichen Areal, wo die Zäune zum Schutz der Enten unterbrochen sind, oder im Schwimmbad namens Blackfood Beach gleich daneben.
Und wer vor dem Juli kommt, hat sogar richtig gutes Wasser. Das Umweltamt bescheinigt dem Fühlinger See jedes Jahr gute Qualität, nachdem er 1996 einmal wegen zu hoher Schadstoffbelastung gesperrt worden war. Weniger clever ist es allerdings, hier unmittelbar nach dem Reggae-Festival Summerjam Anfang Juli ins Wasser zu gehen. Denn dann sind schon mal bis zu 30 000 Besucher im musikalischen Bannstrahl von Stars wie Fat Freddy´s Drop, Snoop Lion und Patrice. Free your mind, ok. Aber den Enten schwant auch jetzt schon wieder, wie das Ufer nach dem nächsten Event aussehen wird.

Skaten, Schwimmen, Surfen
Der Wasserpegel des Fühlinger Sees variiert wegen der Rheinarme darunter schon mal bis zu zwei Metern, ausgenommen natürlich der 2300 Meter langen und 130 Meter breiten Regattabahn, die hier schon seit 1978 liegt. Wer nach einem Bad gerne am Ufer grillt, findet viel Platz unter den Trauerweiden. Andere Skaten, Rudern oder führen ihren Terrier aus. Oder eben schon mal einen Hasen. Und dann gibt es ja auch immer noch die, die singen.
Bläck Fööss in ihrem Lied Surfen am Fühlinger See:
Urlaub am Fühlinger See,
dat is ene joote Idee,
mir lijjen in dr Sonn,
un mer schwemmen öm de Wett,
un ovends jeiht et heim,
dann in et eijene Bett.
(tb)