Wenn ich groß bin, werde ich Reisebuchautorin

Reisebuchautor ist ein echter Traumjob, denkt Kinderreporterin Marie. Da kann sie ganz oft in den Urlaub fahren - so wie Papa. Der schreibt nämlich Reiseführer und ist öfter mal unterwegs in Spanien.

Im Interview verrät er, was er im Job so alles macht oder ob er er wirklich an jedem Ort in seinen Büchern war und wie Marie später auch mal Reisebuchautoren werden kann.

Interview mit Reisebuchautor Tobias Büscher

Tobias Büscher ist Journalist, Reisebuchautor und außerdem mein Papa. Er kennt sich super in Spanien aus und schreibt Reiseführer wie Madrid (Reise Know-how) oder Galicien und Jakobsweg (DuMont Reise).

2019 durften Mama und ich einen Monat lang mit ihm quer durch das nordwestspanische Galicien fahren und das war mega spannend. Wir haben da sogar einen echten Exorzisten kennengelernt und ich war in Lalín beim Bürgermeister eingeladen.

Heute will ich herausfinden, ob Reisebuchautorin auch ein Job für mich wäre. Immerhin fahre ich gerne in den Urlaub.

Marie: Papa, was wolltest Du als Kind werden?

Tobias: Baggerfahrer.

Marie: Warum bist Du Reisebuchautor geworden?

Tobias: Weil reisen jenseits von Corona toll ist. In Nordspanien gibt es Gänsegeier, Bergseen, tolle Strände und vor allem ein Eselrennen rund um den örtlichen Fußballplatz. Doof ist nur, ein Reisebuchautor muss das dann alles auch aufschreiben.

Weißt Du, ich war an der Uni damals und hab Texte zu wichtigen Leuten verfasst, Kaiser Wilhelm und so. Die hat nur der Professor Berding gelesen. Dann bin ich nach Madrid, habe ein Buch drüber geschrieben und das haben 15.000 Leute gelesen. Ob einer außer mir auf den Autorennamen geachtet hat, weiß ich aber nicht.

Marie: Bist Du berühmt?

Tobias: Willst Du denn, das ich das bin, Marie? Erinnerst Du Dich noch an den Fall Kebekus/Büscher vor Gericht? Nein, berühmt sein ist anstrengend.

Marie: Was machst Du als Reisebuchautor den ganzen Tag?

Tobias: Köche interviewen, weil die sehr gut kochen. Aber im Ernst: Du musst die Sprache können, wenn Du beispielsweise in Spanien unterwegs bist. Denn abschreiben ist doof, selbst recherchieren macht viel mehr Spaß.

Als Autor brauchst Du auch eine gute Kamera und einen Laptop, wo Du immer schon reinschreibst, was die Leser wissen wollen. Tipps für Ausflüge und so. Wenn der Text fertig ist, kommt er zum Verlag. Und dann prüft ein Lektor, ob auch alles stimmt. In unserem Fall war das Deine Mama.

Marie: Verdienst Du viel Geld?

Tobias: Mama hat als Lektorin mehr verdient als ich als Autor. Die hätte sich danach über 4000 Kugeln Vanilleeis kaufen können. Als Autor bekomme ich umgerechnet nur eine Kugel pro verkauftes Buch.

Und in der Pandemie verkauft sich das neue Buch von mir nicht so gut. Also: Wenn es Dir um Geld geht, werde Vermögensberaterin oder so was. Reisebuchautoren sind Freaks.

Marie: Musst Du Deine Reisen selber bezahlen?

Tobias: Nein, auch deshalb bin ich ja Reisebuchautor. Der bekommt einen Vorschuss und den kann man toll ausgeben.

Marie: Mal ehrlich: Warst Du wirklich in jedem Restaurant und an allen anderen Orten, die Du in Deinen Büchern beschreibst?

Tobias: Ja klar, mein Schatz.

Marie: Ist Dir bei Deinem Job schon mal was richtig Lustiges passiert?

Tobias: In einem Bergdorf hatte ich mich in einem kleinen Zimmer eingemietet im Erdgeschoss. Plötzlich wurde es dunkel. Eine Kuh hatte ihren Kopf durchs Fenster gesteckt.

Marie: Was ist Dein Lieblingsort?

Tobias: Malpica, ein Hafenstädtchen am spanischen Atlantik, da gibt es Entenmuscheln.

Marie: Ich möchte auch mal Reisebuchautorin werden? Wie geht das?

Tobias: Du suchst Dir einen Verlag aus, der tolle Bücher macht. Dann suchst Du Dir eine Stadt oder ein Gebiet aus, das der Verlag noch nicht hat und das Du toll findest. Und dann schreibst Du auf, was in dem Buch vorkommen soll, das nennen die Exposé und ist eine Art Inhaltsangabe.

Und wenn der Verlag das toll findet, bekommst Du einen Vertrag und einen Abgabetermin. Dann lebst Du eine Weile in der Stadt oder in dem Gebiet und suchst die Informationen. Das nennt man Recherchieren. Und das ist viel spannender als Beamter zu sein, der den ganzen Tag das selbe macht.

Marie: Wenn Du nochmal neu entscheiden könntest, würdest Du wieder Reisebuchautor werden oder was sonst?

Tobias: Baggerfahrer.

Marie: Danke.

Tobias: Gerne.

Fazit

Reich werden die wenigsten Reisebuchautoren, aber sie sehen schöne Orte, treffen interessant Menschen und langweilig ist ihnen selten. Aber Urlaub ist ihr Job nur bedingt. Denn Sie müssen natürlich auch alles aufschreiben, nachprüfen und das oft unter Zeitdruck. Übrigens: Viele Reisebuchautoren schreiben nur als Nebenerwerb.

(Kinderreporterin Marie Büscher, Silke Büscher)