Osterfeuer im Kölner Dom

Jedes Jahr feiern rund 3500 Menschen in der Osternacht die Messe im Hohen Dom zu Köln. Ein beeindruckendes Erlebnis - nicht nur für Gläubige. Denn natürlich gibt es ein Osterfeuer. Dessen Flammen entzünden die Kerzen von Kardinal Woelki, dem Klerus und allen Besuchern der Messe. Und die vielen kleinen Flammen verwandeln den Dom in ein flackerndes Lichtermeer.

Es ist dunkel im Kölner Dom. Nur in der Turmhalle (westlich des Eingangs) lodert ein Feuer in einer etwa einen Meter Durchmesser großen Eisenschale. Die Flammen schlagen nicht hoch - nur 60 bis 70 Zentimeter. Doch die Wirkung ist beeindruckend. Fast gespenstisch wirkt das flackernde Licht der züngelnden Flammen des Osterfeuers, nahezu drängen sich Eindrücke an heidnische Rituale vorchristlicher Zeit auf. Doch es ist ganz anders. Dom-Diakon Witte erklärt Köln Reporter im Gespräch einen Teil der Liturgie und erklärt die Symbolik.

Lichtermeer aus tausenden Kerzen

Ostersamstag um 22.30 Uhr beginnt im Dom das Pontifikalamt mit Kardinal Woelki. Und - so schreibt es die Liturgie vor - ein Osterfeuer lodert als Symbol für das Licht Christi. Das Licht, das die Welt erhellen soll. Genährt von den Palmresten aus der Karwoche und Holz züngeln die Flammen und tauchen den Dom in ein faszinierenderes Licht- und Schattenspiel.

Am gesegneten Osterfeuer entzündet Dom-Diakon Witte die liturgische Osterkerze und schreitet in Richtung Altar. An der letzten Bankreihe, so erzählt er uns im Gespräch, singt er das erste Lumen Christi (lat. für Licht Christi) und gibt das Feuer an Kardinal Woelki weiter. Dann schreitet er etwa bis zur Mitte der Bankreihen. Dort singt er das zweite Lumen und entzündet die Kerzen des Klerus. Als letztes trägt Diakon Witte die liturgische Kerze zum Altar. Und von dort aus verbreitet sich das Licht Schritt für Schritt, Kerze für Kerze - erst langsam dann immer schneller und taucht den dunklen Dom in ein fackelndes Lichtermeer. Ein Symbol für das Licht Christi, das sich in der Welt verbreitet, sagt Witte.

Beeindruckendes Erlebnis für Jedermann

Katholiken beeindruckt die Messe mit ihrer tiefen Spiritualität und erleuchtenden Symbolik. Und auch für Andersgläubige oder Atheisten ist sie ein - wenn zugegeben auch etwas langwieriges - Erlebnis. Aber der langsam zu leuchtendem Leben erwachende Dom im Licht von hunderten Kerzen hinterlässt einen unvergesslicher Eindruck. Und auch wer nicht glaubt, kann Frieden, Hoffnung und ein Stück neuer Kraft schöpfen. (sb)

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