Horizont Theater

Nah am Ebertplatz liegt das private Horizont Theater. Es bietet ein buntes Bühnen-Repertoire für Kinder, Jugendliche und Erwachsene: Der fliegende Koffer (nach Motiven von Hans Christian Andersen), die Physiker von Friedrich Dürrenmatt und musikalisches Kabarett wie "Ist das Liebe oder kann das weg?". Die Spannbreite reicht von Komödie bis Drama.

1989 entstand das Horizont Theater als reines Gastspielhaus. Doch schon bald präsentierte es ein festes Schauspielensemble und langfristig laufende Stücke. Geschlossene Gesellschaft von Sartre steht beispielsweise seit 1994 auf dem Spielplan. Daneben finden Gastauftritte von Künstlern und freien Theatergruppen statt. Seit Ende 2007 leitet Regisseur Christos Nicopoulos das Theater. Es bietet 99 Sitzplätze und ein gemütliches Café. 2014 lockte das Haus mit seinen Stücken mehr als 30000 Zuschauer an.

Krabbeltheater mit Koffer

Schon die Kleinsten finden Theater toll. Nicopoulos weiß das als Vater zweier Kinder. Daher stellte er 2009 als erster in Köln ein Krabbeltheater auf die Beine. Pänz ab zwei Jahren können gemeinsam mit ihren Eltern und Großeltern schauen und staunen. So erzählt der fliegende Koffer die Geschichte einer abenteuerlichen Reise: Die fröhliche Lisa fliegt in einem Koffer um die Welt. Dabei lernt sie Menschen, Tiere und Wolken kennen.

Das Gespenst spricht Englisch

Vokabeln lernen ist öde. Spielerisch mit einer Fremdsprache umgehen macht jedoch Spaß. Daher gibt es im Horizont Theater oft zweisprachige Produktionen. Das Gespenst von Canterville spukt Englisch, Familie Otis stört dessen Ruhe hingegen auf Deutsch. Interkulturelle Kommunikation spielt eine große Rolle. So sind auch Stücke für Erwachsene manchmal zweisprachig. In der Inszenierung von Romeo und Julia haben beide Hauptakteure nur die Sprache der Liebe gemeinsam.

Vielfalt und Qualität

Rund dreißig verschiedene Stücke in zwei Monaten, manchmal fünf Aufführungen an einem Tag. Das Horizont Theater garantiert Abwechslung. Von Komödie bis Drama: Für jeden ist etwas dabei.

Nicopoulos bietet Qualität auf höchstem Niveau. Für drei Stücke gab es bereits den Kölner Kinder- und Jugendtheaterpreis der SK Stiftung Kultur, außerdem mehr als 18 Preis-Nominierungen. Das ist rekordverdächtig. Auch Ensemble-Mitglieder bekamen Auszeichnungen: Schauspieler und Regisseur Thomas Wenzel 2013 den Kölner Darstellerpreis, Lucia Schulz den Nachwuchspreis Kölner puck 2014. Beide Preise verleiht ebenfalls die SK Stiftung Kultur.

Die Liebe des Publikums

Der Theaterleiter freut sich über die öffentliche Anerkennung. Doch Preise sind für ihn nicht alles. "Unsere Stärke ist die Liebe unseres Publikums", so Nicopoulos. Seiner Meinung nach hat Theater eine Mission. Es soll dem Publikum keine heile, rosarote Welt vorgaukeln, sondern auch schwierige Themen anpacken und Fragen aufwerfen. Im Kinderstück "Die traurige Tomate" geht es um Lebensmittel: Einige Menschen leben im Überfluss und werfen Essen weg, andere hungern und wollen in ihrer Not sogar eine Katze schlachten.

Kölner Grieche mit drei Herzen

Nicopulos ist gebürtiger Athener. In England absolvierte er eine Ausbildung als Sekundarlehrer für Theater und studierte Regie. Seine Vorliebe für Brecht führte ihn nach der Wende nach Deutschland. Dort arbeitete er zunächst auf dem Bau und lernte Deutsch. Mit den neuen Sprachkenntnissen stand ihm auch hierzulande der Weg ins Theater offen. Über Schwerin und Stuttgart kam er nach Köln ans Horizont Theater. Außerdem inszenierte er an Bühnen wie dem Theater am Sachsenring.

Inzwischen ist der Imi mit griechischem, englischem und deutschem Herzen in der Brust in Köln heimisch. Die Stadt inspiriert ihn, besonders wegen der reichen Kulturszene. Sein Haus führt er ohne Subventionen. Denn Nicopoulos schätzt die künstlerische Unabhängigkeit. Lediglich vom Förderverein gibts Finanzhilfen. Damit das Theater auch künftig einen weiten Horizont bieten kann. (Clivia Kelch-Rade)