Theater am Sachsenring

Sehr beliebt beim Publikum ist das private Theater am Sachsenring. Auf dem Spielplan stehen neben Komödien auch klassische Bühnenstücke und Uraufführungen zeitgenössischer Autoren: Shakespeare, Dracula, Gibt's ein Leben über vierzig? Bei solch einer bunten Mischung von traurig bis heiter ist für jeden Besucher etwas dabei.

Mit 90 Sitzplätzen bietet das Theater am Sachsenring (TAS) die heimelige Atmosphäre eines Salons. Die Schauspieler agieren nicht weit entfernt, sondern stehen in engem Kontakt zum Publikum. Trotz kleiner Bühne ist großes Theater angesagt. 2003 gab es den Kölner Theaterpreis der SK-Stiftung Kultur für "Das Fest" als beste Inszenierung des Jahres. Und 2008 war "Kafkas Welten" zumindest nominiert.

Vom Saxi zum TAS

Seit 1987 lenkt Joe Knipp als künstlerischer Leiter und Regisseur die Geschicke des in der Kölner Südstadt gelegenen Theaters. Auch von Anfang an mit dabei: Hannelore Honnen, Autorin, Dramaturgin und zudem verantwortlich für Kostüme, Bühnenbild und vieles mehr. Eine Zusammenarbeit der beiden, die sich als geistesverwandt bezeichnen, gab es schon früher am freien Theater Neuwied.

Vor der Ära Knipp trug die Bühne am Sachsenring den Namen "Saxi" und war einer der Spielorte des berühmten Kabarettisten-Trios "Matsche, Works und Pullrich" (Wilfried Schmickler, Wolfgang Müller und Klaus Huber). 1986 trat Knipp dort gemeinsam mit seinen Kollegen Albrecht Zummach und Clemens Dreyer vom Trio Zinnober in der Mittwochsbühne auf. Und gründete dort das TAS.

Gibt’s ein Leben über 40?

Mit dem Kabarettisten Thomas Reis verbindet ihn eine fruchtbare Zusammenarbeit: Das Kabarettsolo "Gibt's ein Leben über 40?" inszeniert Knipp erfolgreich als Bühnenstück. Das Publikum ist von dem pointenreichen Gag-Feuerwerk begeistert. Die Komödie um Olis Geburtstagsfeier entwickelt sich zum Renner.

Publikumsmagneten auf die Bühne zu bringen ist wichtig, doch der Theaterleiter zeigt auch gerne Stücke ein wenig abseits des Mainstreams. Ein Beispiel hierfür: Satisfaktion II- LustSchiffer, eine Hommage an den Künstler Marcel Duchamp . Diese Welturaufführung eines Stücks von Hannelore Honnen handelt von der Liebe zur Kunst und der Kunst der Liebe.

Schauspielerei ist Hingabe

Die Neigung zur Bühne hat Knipp von den Eltern geerbt, die beide Schauspieler waren. Dabei wollte er zunächst einen anderen Weg einschlagen, studierte Malerei und arbeitete als Karikaturist. Seine Liebe zur Musik macht ihn zum Mitglied des Trios Zinnober. Als Texter und Sänger gibt er Chansons wie "zuckerlos schwarz" zum Besten. Doch das Theater entpuppt sich als seine wahre Leidenschaft.

"Dieses Theater ist mein Leben", so Knipp über das TAS. Was macht für ihn einen guten Schauspieler aus? Er sollte sein Handwerkszeug beherrschen und sprechen können, aber das allein genügt nicht. "Hingabe ist eines der wichtigsten Elemente der Schauspielerei", so der Theatermacher, der gerne vom Zauber des Spiels schwärmt.

Theaterduft

Das privatwirtschaftlich geführte TAS hat es finanziell nicht leicht. Als die Stadt Köln die Förderpolitik änderte und die Basissubvention strich, stand das TAS 2009 vor dem Aus. Aber Totgesagte leben länger. Es gelang Knipp, das Theater weiterzuführen und seit 2011 gibt es wieder einen regulären Spielplan. Bei der Finanzierung ist Kreativität gefragt. Die neueste Idee: diskrete Produktplatzierung. So spielt ein gewisser Kölner Parfum-Duft als Requisite auf der Bühne eine kleine Nebenrolle. Viel wichtiger aber: Knipp denkt an die Zukunft des Hauses, an den Bühnennachwuchs. So gehört die Begleitung von Schultheater-Produktionen zum festen Angebot des Theaters am Sachsenring.

Autorin: Clivia Kelch-Rade