
Blücherpark
30 Minuten Bötchen fahren 4 €. Abkühlen am Springbrunnen gratis. Chillen im Park wunderbar. Der Blücher-Park im Norden von Köln ist eine echte Alternative zum oft rappelvollen Volksgarten.
Die 18 Hektar große Fläche zwischen A 57, Parkgürtel und Escher Straße ist 1913 für die Familien entstanden, die in Nippes und Ehrenfeld in den Fabriken Gummireifen, Stahlrohre und sogar Leuchttürme herstellten. Namensgeber Generalfeldmarschall Gebhard Leberecht von Blücher (1742-1819) wäre sicher ganz stolz auf die langgezogene Fläche im Kölner Norden gewesen. Denn die Form ist militärisch streng: 700 Meter Länge, 200 Meter Breite. Auch der zentrale, etwas tiefer gelegte Weiher (1,4 ha) ist rechteckig, auf dem der etwas lebenserfahrenere Kölner in Kindertagen noch Schlittschuh gefahren ist. Heute tummeln sich hier die Enten, Schwäne und für die Kids so attraktive Schildkröten.
Kaffee und Kölsch in der Kahnstation
Direkte Anlaufstelle im Park ist der Biergarten Blücherpark, und die Speisekarte illustriert wunderbar, wer hier so alles hinkommt: es gibt afrikanische Linsensuppe für 4,50 €, orientalischen Vorspeisenteller für 9,50 € und den Salat Plüsch mit Putenstreifen für 10.50 €. Plüsch? Aber ja, der Park liegt schließlich direkt am Rand des Stadtteils Bilderstöckchen. Am See treffen sich die Anwohner gerne zum Sonntagsfrühstück und abends zu Musikevents mit Namen wie Cello Chill Concert. Während der Biergarten im Park viele junge Leute anzieht, liegen die barocken Gartenflächen hinter dem Teich brach. Kurios, denn die leicht verwachsenen Flächen mit ihren Steingeländern wären ideal für weitere Cafés oder Bars. Doch die Fans des Blücherparks sorgen selbst für Abwechslung und bringen schon mal eine alte Musikwumme mit, drehen Lindy Hop auf und tanzen um die erstaunten Kinder mit Kopftuch herum. Der Park hat keinen Haupteingang, dafür breite Promenaden, einen angegliederten Spielplatz und ein Sportgelände. Vor allem am Sommerwochende ist er beliebt bei Kleinkindern und Großfamilien, die ihre Fußbälle, Klappstühle und Biertische gleich selbst mitbringen - und die Spießer belächeln, die im anliegenden Kleingärtnerverein gleichen Namens etwas einsam vor sich hin jääten.

Streit um den abendlichen Sound
2013 hat ein großes Fest mit Livemusik der Brings daran erinnernt, wie der Park damals für Schlagzeilen sorgte. Kölns Journalien diskutierten die Baukosten von immerhin 450.000 Mark und titelten am 1. Juli 1913: "Der Blücherpark konnte heute dem Verkehr übergeben werden". Kurios damals: Erst kurz vor der Eröffnung einigte sich die Stadtverwaltung auf den Namen Blücherpark. Die Anwohner hatten ihn bis dahin wegen der nahen gleichnamigen Straße Herkulespark genannt. Und eine Herkulesarbeit ist für die Betreiber des Biergartens schon mal die Arbeit heute. Bei Regen ziehen sie mit der Liveband in die anliegende Taverne Olympia um. Und bei bestem Wetter dürfen die Bands nur noch bis 22 Uhr spielen, was die Einnahmen stark reduziert. Petra Kortenhorn, die den Biergarten mit Kahnverleih seit 1996 organisiert, hat im letzten Jahr den Kampf gegen die Behörden verloren und muss seither den Weltmusik-Tanzpartys und Livegigs um 22 Uhr den Sound abdrehen. Klage wegen Lärmbelästigung hatte ein Nachbar eingereicht, der laut Kölner Stadtanzeiger mehrere Hundert Meter entfernt in der Escher Straße wohnt. Der Lärm ist dann gemessen worden mit dem Ergebnis, dass der Schallpegel völlig harmlos ist. Doch während der Untersuchung fiel den Behörden auf, dass Petra Kortenhorn das Gelände zwar ordnungsgemäß beim Amt für Landschaftspflege gepachtet hat, aber die Genehmigung für einen Biergarten mit Musik fehlt. Auf den amtlichen Segen wartet sie nun bis heute. Und die Beamten halten 22 Uhr für einen tollen Kompromiss ... (tb)