Flora - Mix aus Park und Botanischem Garten

Fette Henne, September-Silberkerze, Gänse-Fingerhut und 12 000 weitere Pflanzen bietet die Flora nahe dem Kölner Zoo. Vor 100 Jahren ist die Anlage entstanden, wo heute Kakteen wachsen und der WDR schon mal seine Lokalzeit abdreht.

Eine Millionen Besucher kommen pro Jahr in die Kölner Flora. Sie fühlen sich wie in Kaiser-Wilhelms Zeiten versetzt, wenn sie an den Dahlien, Statuen und Laternen vorbeiflanieren. Andere wiederum arbeiten. Aktuell werkeln stämmige Jungs mit Hochdruck am Umbau des einstigen Wintergarten-Palasts. Er ist inzwischen für rund 27. Mio. Euro restauriert worden.

Die 11,5 Hektar große Fläche ist ein Mix aus Parkanlage und Botanischem Garten. Und ein Eldorado für Fotografen auf der Suche nach sattgrüner Pfefferminze, stacheliger Aloe Vera, violetter Seerose und grauer Vogelscheuche.

Gräserhügel, Laubengänge und Silybum marianum

Die Flora ist gut organisiert. Es gibt Schaugewächshäuser, eine Grüne Schule für die Kölner Pänz und Mittwochs von 15 bis 16 Uhr eine Pflanzenberatung. Und am Wochenende sind schon mal Wärter unterwegs, denn dann flanieren regelrechte Menschenmassen an der Palmenallee vorbei durch Laubengänge ins Subtropenhaus, dann zum Duftgarten für Blinde vorbei an der große Blutbuche und dem Liliengarten bis zum Gräserhügel und noch weiter bis zum Wasserlauf, vor dem die kitschigsten Hochzeitsfotos ganz Kölns entstehen. Sogar einen medizinischen Pflanzenbereich gibt es, wo trinkfeste Kölner erfahren: Nach 20 Kölsch-Stangen hilft nur eine Pflanze wirklich. Silybum marianum, die Gewöhnliche Mariendistel. Sie ist, so steht es jedenfalls auf dem Schild, "lebergenerierend".

100 Jahre Flora und ein Vorgänger von 1815

Die Flora bietet neben medizinischem Know-how auch einiges aus den Bereichen Gartentechnik und Ernährung. Vor allem aber gehört sie zu den ältesten Botanischen Gärten Deutschlands. 1815 legten die preußischen Machthaber den Vorgänger an der Stelle des heutigen Hauptbahnhofs an. Als die Gleise 1860 gelegt wurden, sorgten Architekten rund um Peter Joseph Lenné für die neue Anlage weiter im Norden. So entstand die Flora als Gartenanlage mit Zierpflanzen, zu dem 1914 dann der Botanische Garten dazukam. Das Areal ist kleiner als der Botanische Garten in Berlin mit über 20 000 Gewächsen, dafür aber mindestens so attraktiv.

Ach ja, und wer sich für die Flora richtig engagieren möchte: Der Freundeskreis Botanischer Garten Köln e.V. bildet allen Ernstes "ehrenamtliche Unkrautjäger" aus. tb