Tragische Liebe unterm Rolandsbogen

Nonnenwerth ist eine Rheininsel und liegt zwischen Rolandswerth und Bad Honnef bei Bonn. Seit 1112 stand dort eine Benediktinerinnen-Abtei, welche 1854 Franziskanerinnen übernahmen. Heute beherbergt das Kloster zudem ein Mädchenpensionat und ein Gymnasium. Den schönsten Blick auf die Insel hat man vom Rolandsbogen aus. Und hier trug sich eine traurige Liebesgeschichte zu …

Auf den Bergen links und rechts des Rheins errichteten einst zwei Ritter ihre Festungen. Auf der Burg Drachenfels der alte Kämpfer Kunibert, der dort fortan allein mit seiner Tochter Hildegrun lebte. Gleich gegenüber hauste der junge Roland, Namensgeber seiner stolzen Burg Rolandseck. Hildegrun und Roland kannten sich von Kindertagen an. Heute würde man sagen, das war eine richtige Sandkastenfreundschaft. Auch wenn es damals vermutlich noch keine Sandkästen gab.

Roland zieht in den Krieg

Als Roland erwachsen war, trat er in den Dienst des Königs ein. Das machte man damals so. Und da der König leider von einem Krieg in den nächsten zog, musste auch Roland bald die väterliche Burg verlassen. Hildegrun und er hatten sich inzwischen ineinander verliebt und Roland versprach sie, sie gleich nach der Rückkehr zu heiraten. Hildegrun wartete und redete von nichts anderem als Roland, Roland, Roland.

Schreckliche Nachricht

Endlich kam der lang ersehnte Brief in dem stand, dass der Krieg vorbei war und alle Ritter bald nach Hause kämen. Doch Hildegruns Freude war von kurzer Dauer. Abends kam ein Ritter auf die Burg, der auf dem Weg nach Hause war und ein Nachtlager erbat. Und der wollte gesehen haben, wie Roland an vorderster Front gefallen war. Warst Du schon einmal verliebt? Sicherlich kannst Du Dir denken, dass Hildegrun schrecklich verzweifelt war und sich überhaupt nicht vorstellen konnte, jemals einen anderen Mann zu mögen, als den Roland.

Nonne statt Gemahlin

Und so begab sie sich auf die Insel Nonnenwerth gleich unterhalb Rolands Burg und legte ein Gelübde ab. Du musst Dir das so vorstellen: Sie versprach hoch und heilig, bis an ihr Lebensende Nonne in dem Kloster zu bleiben und niemand anderen mehr zu lieben, als Gott.

Die damaligen Briefträger hießen Boten und waren auf Pferden unterwegs. Was niemand wusste: Ein Bote war von seinem bockigen Pferd abgeworfen worden. Dass in seiner Tasche der Brief lag, in dem Roland seiner Liebsten mitteilte, er sei zwar verwundet aber nicht tot, war ein böser Schicksalsschlag und führte wahrscheinlich langfristig zur Abschaffung des berittenen Postboten.

Tödlicher Blickkontakt

Als Roland wenige Tage später quietschfidel auf der Matte stand, um seine Freundin endlich zu heiraten, war sie bereits eine Nonne geworden.

Der Sage nach entließ Roland daraufhin alle Diener, setzte sich einsam an sein Fenster und schaute auf die Insel und zu seiner Hildegrun herüber.

Wie die Geschichte endete? Da gibt es unterschiedliche Meinungen. Der berühmte Schriftsteller und Märchenerzähler Ludwig Bechstein schrieb, dass Roland Jahr um Jahr dort oben saß, bis er erfuhr, dass Hildegrun verstorben sei und dann starb auch er. Es gibt auch dramatische Erzählungen in denen es heißt, Hildegrun habe Roland oben am Fenster sitzen gesehen, ihre Blicke trafen sich und beide brachen vor Schreck tot zusammen. Es ist in jedem Fall eine traurige Geschichte.

Der Rolandsbogen

Der Fensterbogen ist das letzte, was von Rolands Burg übrig blieb. Nachdem er im Dezember 1839 im Sturm zusammenbrach und später wieder aufgebaut werden musste, gibt es dort heute ein Restaurant und viele Wanderwege mit Ausblick auf das Rheintal und die Insel Nonnenwerth. Nur wenige Menschen waren übrigens bisher bei Vollmond am Rolandsbogen. Aber die, die es waren, wollen im Schatten zwei tanzende Gestalten gesehen haben. Vielleicht sind Roland und Hildegrun zumindest im Jenseits ein Hochzeitspaar geworden. (Julia Schulz)