Rautenstrauch-Joest-Museum

Auf eine Entdeckungsreise zu den Kulturen der Welt lädt das Kölner Museum in der Cäcilienstraße nahe dem Neumarkt ein. Es bietet einen faszinierenden Einblick in die Kunst und Lebensräume außereuropäischer Völker. Auf 3600 Quadratmetern gibt es einen prächtigem Königs-Federmantel aus Hawaii genauso wie geschnitzte nigerianische Zwillingsfiguren und eine japanische Pferdemaske.

Die Anfänge des Museums liegen im 19. Jh. Damals bereist der Kölner Forschungsreisende Wilhelm Joest Afrika, Amerika, Asien und Ozeanien und sammelt so Raritäten aus aller Welt. Als Joest 1897 in der Südsee an tropischem Fieber stirbt, erbt seine Schwester Adele Rautenstrauch mehrere tausend Zeugnisse fremder Kulturen: Küchengeräte, Waffen, Schmuck und religiöse Figuren. Adele schenkt die umfangreiche Sammlung der Stadt Köln und finanziert den Bau eines Völkerkundemuseums, das 1906 in der Südstadt eröffnet wird. 2010 zieht das Museum schließlich in ein modernes Gebäude in die Kölner Innenstadt.

Reisspeicher und Gamelan-Musik

Die ursprüngliche Sammlung von Joest umfasst heute mehr als 60.000 Ausstellungsstücke. Im Foyer des Museums steht ein Reisspeicher von der Insel Sulawesi. 7,5 Meter ist der geschnitzte Speicher von 1935 aus Holz, Bambus und Rattan hoch. Ein Video zeigt im Zeitraffer seinen Aufbau und die Restaurierung. Es gibt eine musikalische Einstimmung auf die exotische Welt: Ein über 50 Instrumente umfassendes Gamelan-Orchester aus Java begrüßt die Besucher. Unter Anleitung dürfen auch Schulkinder auf den Instrumenten spielen.

Schauen und mitmachen

Schauen und mitmachen Das Museum ist interaktiv und multimedial. Wer Auszüge aus Joests Tagebuch hören möchte, drückt einfach auf den passenden Knopf. Was bedeutet der riesige weißgoldene Stier? Laut Monitor ist es ein Sarg, in dem hochrangige Priester auf der Insel Bali verbrannt werden. Auch ein Schrank mit ausziehbaren Schubladen von A bis Z macht neugierig. Die Schublade A enthält einen Anorak. Das Wort stammt aus der Sprache der grönländischen Inuit und bedeutet so viel wie wetterfeste Kapuzenjacke.

Für Kinder gibt es zusätzliche Angebote: "Hoppla, hilf das kaputte Objekt wieder zusammenzusetzen", heißt es. Da bekommen die Pänz natürlich Lust, am Bildschirm ein zersprungenes Gefäß zu puzzeln. Jeden Samstag bietet das Museum zusätzlich einen kostenlosen Workshop für Kinder an. Dann dürfen die Pänz drucken, batiken oder fremde Schriftzeichen malen. Außerdem gibt es das JuniorMuseum, das zu einem virtuellen Besuch bei fünf Jugendlichen aus Japan, Kanada, Sierra Leone, der Türkei und Deutschland einlädt.

Preisgekröntes Konzept

Bei der Präsentation der Ausstellungsstücke geht es nicht um Herkunftsort und um zeitliche Einordnung. So steht der thailändische Buddha (15. Jh.) neben Skulpturen aus dem afrikanischen Sierra Leone (19. Jh.) und der deutschen Plastik eines Rollschuhfahrers (21. Jh.). Die Idee hinter diesem auf den ersten Blick verwirrenden Konzept: Die gleichrangige Begegnung der Kulturen ist wichtig, die Abkehr von Klischees und Vorurteilen. Ein Themenparcours unter dem Motto "Der Mensch in seinen Welten" zeigt die kulturellen Gemeinsamkeiten. Das innovative Gestaltungskonzept vom Atelier Brückner kommt gut an. 2010 erhielt das Museum den Kölner Kulturpreis als Kulturereignis des Jahres, 2011 den Red Dot Design Award und 2012 den Museumspreis des Europarates. 2013 folgte die Auszeichnung Best in Heritage

Autorin: Clivia Kelch-Rade