Römisch-Germanisches Museum
Im Schatten des hoch aufstrebenden Kölner Doms duckt sich ein flacher, schlichter Bau aus den 1970ern. Darin befindet sich eines der besten Museen für Archäologie in Europa. Das Römisch-Germanische Museum bietet vor allem Waffen, Schmuck, Grabmäler und Mosaike aus der alten Römerstadt Colonia Claudia Ara Agrippinensium.
Welches Museum der Welt zeigt seine besten Stücke so, dass sie schon von außen sichtbar sind? Wohl nur das RGM. Panoramafenster bieten einen schönen Blick auf die beiden Knaller der Kölner Antike: Poblicius Grabmal und Dionysos-Mosaik.
Poblicius-Grabmal
Hintergrund zu dem gewaltigen Gebilde: Lucius Poblicius diente 25 Jahre für die Lärchenlegion in Xanten, bevor er sich mit einer satten Summe von 12 000 Sesterzen in CCAA alias Köln niederließ. Wer damals Geld hatte, sorgte für möglichst bombastische Grabmäler an der Ausfallstraße nach Bonn, vorzugsweise beschützt von steinernen Göttern und Löwen. Noch vor seinem Tod kümmerte sich entsprechend auch Lucius Poblicius darum. Wir schreiben etwa das Jahr 30 nach Christus. Der Mann gab den Steinmetzen schicke Reliefs des Hirtengottes Pan und ihn selbst als ehrenwerte, zentrale Statue samt Leserolle in Auftrag. Das Grabmal stand genau am heutigen Chlodwigplatz, wo in den 1960ern ein paar Jungs unter dem Keller ihres Elternhaus buddelten und das Grabmal fanden. Dem Römisch Germanischen Museum haben sie es später für noch etwas mehr als 12000 Sesterzen verkauft: für 500 000 DM. Darüber hat der Verlag KiWi 2013 ein Buch veröffentlicht: mehr
Dionysos-Mosaik
Das 75 Quadratmeter große Bodenmosaik aus dem 3. Jh. haben Bauarbeiter 1941 entdeckt, als sie einen Luftschutzbunker errichteten. Genau an dieser Fundstelle steht das heutige Museum. Und genau dort war der Schutz auch später nicht groß genug: Am 18. Januar 2007 wütete der Sturm Kyrill über Köln und ließ eine Holzverschalung auf das Prunkstück des einstigen römischen Speisesaals niedergehen. Sogar Studenten aus Erfurt kamen, um das Puzzle wieder zusammenzulegen. Es besteht aus 1,5 Millionen Steinchen der Materialien Glas und Ton. Sie zeigen Dionysos, die Jahreszeiten, Früchte und Vögel. Dieses Mosaik hat einen Versicherungswert von 15 Millionen Euro.
Inschriften, Porträts, Glas
Die ältesten Objekte im Museum sind 100.000 Jahre alt. Es gibt ein Bildnis der Mutter von Stadtgründerin Aggripina, Werkzeug der germanischen Ubier von der Schäl Sick, Wandmalereien betuchter Befehlshaber und neben Gold auch Glas. Denn darin war der Köln schon vor den Kölschgläsern ganz groß in der Produktion. Tatsächlich bietet das Museum die größte römische Prunkglas-Sammlung der Welt. (tb)