Peter Millowitsch: ein kölsches Urgestein

Wenn er nicht auf der Bühne steht, ist der stämmige Theatermacher mit den graugelockten Haaren und den dunkelbraunen Augen lieber ernst. „Ein Mensch, der den ganzen Tag gutgelaunt ist, ist nicht zum Aushalten“, findet Peter Millowitsch, der das berühmte Theater seines Vaters erst 2018 aus finanziellen Gründen aufgab.

Er setzt eher auf innere Fröhlichkeit. So lacht das Kölner Original manchmal leise beim Schreiben über einen gelungenen Gag - oder einfach laut über sich selbst.

Spielen liegt in der Familie

Das Theater ist seine Welt. Da ist sich Peter Millowitsch, 1949 in Köln geboren, von klein auf sicher. Anders als seine Schwester Mariele, die lange Zeit Tierärztin werden wollte. Die Geschwister stammen aus einer Schauspielerdynastie. Schon für Opa Peter Wilhelm, Großtante Cordy, Tante Lucy und Vater Willy Millowitsch sind Bühne und Zuhause identisch. Seit Generationen befindet sich das Millowitsch-Theater, dessen Anfänge im Puppenspiel liegen, in Familienbesitz. Kein Wunder, dass Peter bereits mit acht Jahren dort seine erste Rolle spielt.

Grün ist die Heide

Nach dem Abitur, das er nach einigen Ehrenrunden besteht, besucht er in Hamburg die Schauspielschule. Da ist es ihm auf einmal peinlich, in Schwänken von Franz Arnold oder Ernst Bach auf der Bühne zu stehen, während seine Mitschüler in Stücken von Goethe oder Ionesco auftreten. Doch dann wird ihm klar: Arnold spielen ist viel schwerer als Ionesco. Und plötzlich ist er stolz. Das Theater ist und bleibt der Dreh- und Angelpunkt, doch Peter Millowitsch macht auch in zahlreichen Filmen eine gute Figur. Mal mit Roy Black in der Komödie Grün ist die Heide, dann wieder als Gast im Krimis wie SK Kölsch.

Vater und Sohn

Im Tatort Dienstvergehen (1991) tritt er zusammen mit Vater Willy alias Kommissar Klefisch auf. Von 1993 bis 1996 leiten Peter und Willy das Millowitsch-Theater gemeinsam. Die Zusammenarbeit ist nicht leicht. Zwar ist Peter dem Vater äußerlich sehr ähnlich, aber innerlich sind die beiden grundverschieden. Erst 1996 gibt Willy das Zepter an Peter ab, der seitdem alleine die Geschicke des Familienunternehmens lenkt. Eines allerdings hat der Sohn dem Vater voraus: Er kann Bühnenstücke schreiben. Diese Begabung entdeckt er zufällig, als er zu Willys 80. Geburtstag ein Special verfasst. Seitdem ist Peter Millowitsch auch als Autor aktiv. Gemeinsam mit Barbara Schöller entstanden Lustspiele wie Liebesgrüße aus Nippes, Taxi nach Ehrenfeld oder Annemie ich kann nit mieh.

Mit Barbie im Glück

Peter steht auf Barbie. Nein, nicht auf die Freundin von Ken, sondern auf Barbie (eigentlich Elvira Ida) Millowitsch-Steinhaus, mit der er seit 1981 verheiratet ist. Das Ehepaar hat sich auf der Bühne kennengelernt. Sechs Jahre lang hatten sie zusammen gespielt, dann erst funkte es. Als Rezept für ihre glückliche Ehe nennen sie Respekt und Toleranz. Seit über 20  Jahren ist Barbie Vegetarierin, aber wenn Peter Appetit auf Schnitzel hat, brät sie ihm selbstverständlich eins. Barbies Hobby sind ihre Pferde Flicka und Fräulein Schneider. Peter hält es da lieber mit Hund Ben, einem Staffordshire-Bullterrier, der leider bei einer Tumoroperation ein Auge verloren hat.

Köln versteht mich

Ohne seine Heimatstadt hält Peter Millowitsch es nicht lange aus. Ein paar Wochen Urlaub sind okay, aber dann zieht es ihn wieder zurück. „Köln ist die Stadt, die mich versteht. Und Köln ist die Stadt, die ich verstehe“, betont er. Die Nachbarn rund um das Theater kennt er alle. Das ist wie in einem Dorf. Man unterhält sich, fragt Wie isset? Was Millowitsch an Köln nervt? Die miserable Ampelschaltung an der Aachener Straße, wo das Millowitsch-Theater liegt. Das ärgert ihn.

Nix ist für immer

Bei Peter Millowitsch sind nicht nur die Bühnenstücke rasant. Der begeisterte Motorsportfan mag es auch privat temporeich und fährt Rennen in der Tourenwagenklasse. Ans Aufhören denkt der Künstler, der inzwischen im Rentenalter ist, noch lange nicht. Er und Barbie sind kinderlos, die Neffen haben andere Interessen als die Bühne. Also wird Peter vermutlich der letzte Millowitsch sein, der das gleichnamige Theater leitet. Was kommt nach ihm? „Die Sintflut“, sagt Millowitsch. „Alles ist irgendwann mal vorbei. Nix ist für immer.“

Autorin: Clivia Kelch-Rade