Willy Millowitsch: ene kölsche Jung

An den großen Kölner Volksschauspieler, Sänger und Theaterdirektor erinnert der Willy-Millowitsch-Platz. Dort sitzt der beliebte Künstler lebensgroß auf einer Bank, in Bronze gegossen und 700 kg schwer. 1999 ist der unvergessene Millowitsch gestorben, doch sein Theater lebt unter Leitung von Sohn Peter fort.

Graue Haare, Schnauzbart, dazu meist ein auffälliges schwarzes Brillengestell - dieses Bild hat sich ins Gedächtnis gegraben. Der Unterhaltungskünstler bringt das Publikum oft schon vor dem Witz zum Lachen: Es genügt, wenn sich Willys markante Stimme eine Tonlage höher schraubt.

Von Natur aus Schauspieler

Als waschechter kölscher Junge kommt Willy Millowitsch 1909 zur Welt. Die Liebe zum Theater ist ihm in die Wiege gelegt: Neben Tante Cordy, die auf der Bühne und im Film auftritt, ist auch Vater Peter Wilhelm Schauspieler. Er leitet das seit Generationen in Familienbesitz befindliche Millowitsch-Theater, dessen Wurzeln im Puppenspiel liegen und bis ins 18. Jahrhundert zurückreichen. Schon als Kind steht Willy auf der väterlichen Bühne. Die Schule verlässt er ohne Abschluss. "Ich habe nichts gelernt", bekennt er später einmal. "Theater spielen konnte ich von Natur aus."

Wat zu lachen haben

1940 übernimmt er die Leitung des Hauses. Das Gebäude an der Aachener Straße, seit 1936 Sitz des Theaters, übersteht den 2. Weltkrieg mit sehr geringen Schäden. So kann Millowitsch den Spielbetrieb bereits im Herbst 1945 wieder aufnehmen. Übrigens auf ausdrücklichen Wunsch des damaligen Oberbürgermeisters Konrad Adenauer. Denn: "Die Leute sollen wieder wat zu lachen haben", so der OB damals.

Der Etappenhase

Gemeinsam mit der älteren Schwester Lucy bringt das kölsche Urgestein Millowitsch zum Auftakt das Stück "Das Glücksmädel" auf die Bühne. Lucy, die sich auch als Bühnenautorin einen Namen macht, tritt jahrelang mit ihrem Bruder zusammen auf. Willys Lieblingsrolle ist Anton Pannedecker aus dem Militärschwank "Der Etappenhase". Er spielt sie über tausend Mal.

Das Lustspiel schreibt Geschichte, denn erstmalig gibt es im Fernsehen die Live-Übertragung eines Theaterstücks. Eigentlich wollte der Sender NWDR (Nordwestdeutscher Rundfunk, Vorgänger der Rundfunkanstalten NDR und WDR) eine Sportveranstaltung ausstrahlen. Als die ausfällt, springt der Etappenhase in die Bresche. Die Folge: Über Nacht sind Millowitsch und sein Volkstheater bundesweit bekannt.

Frohnatur im Film

Die große Popularität führt zur Ausstrahlung weiterer Stücke. Überdies macht Willy nun auch im Film Karriere. Ob in "Drei Mann auf einem Pferd" (mit Theo Lingen), Scampolo (mit Romy Schneider) oder der Krimi-Komödie "Willy, der Privatdetektiv" - immer macht der Kölner eine gute Figur. Dabei tritt er in der Regel als Frohnatur und Stimmungskanone auf. Doch auch in ernsten Rollen fühlt er sich wohl Als Kommissar Klefisch im gleichnamigen Fernsehfilmen (ab 1989) überzeugt Millowitsch als echter Charakterschauspieler.

Wir sind alle kleine Sünderlein

Der Urkölner beweist auch als Sänger sein Talent. Mit Ich bin ene kölsche Jung setzt er seiner Heimatstadt ein Denkmal. Außerdem interpretiert er zahlreiche Karnevals-Ohrwürmer, wie: Wir sind alle kleine Sünderlein. Schnaps, das war sein letztes Wort, dann trugen ihn die Englein fort erreicht 1960 sogar Platz 5 der deutschen Hitparade und verkauft sich insgesamt 900000 Mal.

Glück mit Gerda

Auch privat läuft es für Willy Millowitsch bestens. Zwar endet seine erste Ehe mit Linny Lüttgen nach wenigen Jahren. Dafür hält seine zweite Ehe mit Gerda Feldhoff um so länger: von 1946 bis zu seinem Tod, insgesamt 53 Jahre. Die dreizehn Jahre jüngere Gerda hat im Gegensatz zu ihrem Mann studiert. Sie hält ihrem Willy, der zu Hause eher grantig als lustig ist, stets den Rücken frei. Die beiden haben vier Kinder: Katarina, Susanne, Peter und Mariele. Bis auf Susanne erben sie die Begeisterung für die Bühne. Schon früh tritt Peter Millowitsch in die Fußstapfen seines Vaters, der ihm 1996 die alleinige Theaterleitung überträgt. Mariele Millowitsch macht sich in zahlreichen Fernsehrollen einen Namen.

Ehrungen über den Tod hinaus

Willy Millowitsch erhält zahlreiche Auszeichnungen, darunter zweimal den Bambi (1990 und 1992), die Willi-Ostermann-Medaille in Gold (1994) und im selben Jahr den Bayerischen Fernsehpreis. Zudem ist er seit 1989 Ehrenbürger der Stadt Köln. Auch nach Willys Tod 1999 lebt sein Name fort. So hat das Festkomitee Kölner Karneval 2003 die Willy-Millowitsch-Medaille geschaffen. Sie ehrt für Verdienste um die kölsche Sproch.

Schon zum zweiten Mal ist außerdem ein Platz in Köln nach dem Volksschauspieler benannt. Als der ursprüngliche Platz an der Händelstraße zur Hundekotstätte verkam, zog der Willy-Millowitsch-Platz 2013 kurzerhand an die Kreuzung Ehren-/Apostelnstraße um. Und der Bronze-Willy vom Eisenmarkt vor dem Hänneschen-Theaters folgte 2014. Der Künstler selber ist auf dem Melatenfriedhof begraben.

Autorin: Clivia Kelch-Rade