Der Festivalmacher: Werner Köhler im Porträt

Blitzblaue Augen, lässiger Dreitagebart, fast zwei Meter groß: Der Mitgründer der lit.COLOGNE Werner Köhler fällt auf, vor allem seine jungenhafte Ausstrahlung. Sind es die vielen kreativen Projekte im Leben des 57-Jährigen, die ihn nicht altern lassen? Gut möglich, denn der Geschäftsführer der lit.COLOGNE arbeitet zusätzlich als Verleger und Autor.

Bücher prägen sein Leben. In seinem ersten Leben absolviert der gebürtige Trierer eine Bilderbuchkarriere. Und das, obwohl er wenige Monate vor dem Abi die Schule schmeisst. Er macht eine Buchhändlerlehre. Und dann geht es steil bergauf. Werner Köhler schafft es bis in die Geschäftsführung der Mayerschen Buchhandlung am Neumarkt in Köln. Er ist Buchhändler aus Leidenschaft. Literatur ist sein Leben. Doch dann kommt das Jahr 1999, aus der heutigen Sicht der Wendepunkt und wie es scheint auch ein kreativer Befreiungsschlag. Im Urlaub erleidet der 43-Jährige einen Zusammenbruch. Das rüttelt ihn wach. Ein Jahr später kündigt er seinen sicheren Job und sortiert sein Leben neu. Dem Deutschlandradio sagt er: „Ich glaube, ich war an einen Endpunkt angekommen. Ich hab einfach nur gesagt, ich kann so nicht weitermachen."

Die Idee zur lit.COLOGNE kam beim Eisessen

Heute, in seinem zweiten Leben, hat man den Eindruck, dass da einer seine Leidenschaft zum Beruf gemacht hat. Privates und Berufliches sind bei Köhler nur schwer voneinander zu trennen. Mit zwei Verlagspartnern, Rainer Osnowski  und Edmund Labonté, rief Köhler 2001 die lit.COLOGNE ins Leben. Die ursprüngliche Idee, Lesungen an ungewöhnlichen Orten zu veranstalten, entstand beim gemeinsamen Eis-Essen mit Osnowski. Mittlerweile geht die lit.COLOGNE ins 14. Jahr und ist laut FAZ. heute das weltweit größte Literaturfestival mit mittlerweile über 200 Veranstaltungen und über 90.000 Besuchern. Ein Ende ist nicht abzusehen.

Erst Kochbuch, dann Kochsendung

Aber Köhler ist nicht nur Konsument und Verbreiter von Literatur. Kochen und Schreiben ziehen sich wie ein roter Faden durch sein Leben. Seine Karriere als Autor begann 2001 mit seinem Kochbuch SATT. Dieses Buch gefiel der Cheflektorin vom Verlag Kiepenheuer & Witsch sehr. Sie fragte ihn, ob er nicht mal Lust hätte, einen Roman zu schreiben. „Sie fand, ich hätte Talent. Und dann hab ich losgelegt und herausgekommen ist mein erster Roman Cookys.“ Das Buch erschien 2004 und fand viele begeisterte Leser. Es folgte eine mittlerweile 3-bändige Krimireihe um den verschrobenen italo-kölschen Kommissar Jerôme "Jerry" Crinelli. Sogar bis ins Fernsehen hat der leidenschaftliche Hobbykoch es geschafft: Für kurze Zeit hatte Köhler noch vor der Ära der allgegenwärtigen Fernsehköche eine eigene Kochsendung im WDR. „Köhlers Kochzeit“ strahlte der Sender jeden Mittwoch aus und die Zuschauer bekamen viele Tipps, bestimmt auch zu „Maria hilf", sprich gekörnter Brühe. Doch dazu später. Nach 100 Folgen war die Kochzeit dann aber vorbei. Für Köhler kein Problem. Als Variante lässt er, ähnlich wie einst Vázquez Montalbán, schon mal seine Romanfiguren kochen.

Lit.COLOGNE Spezial und phil.Cologne

Und das Multitalent organisiert weiter. Seit 2012 gibt es begleitend zur Buchmesse in Frankfurt die lit.COLOGNE-Spezial, seit 2013 die „kleine Schwester“ der lit.COLOGNE, die phil.COLOGNE. Auch das Schreiben kommt nicht zu kurz: 2013 erscheint Köhlers Folgeroman „Cookys Reise“ in Anlehnung an sein erstes Buch. Und so einer soll mal in Rente gehen? Er sagt: "So immer weiter machen fänd' ich sehr schön und erstrebenswert."

Hilfe, Maria!

Köhlers Veedel ist die Südstadt. Dort lebt er in der Nähe des Severinstors seit Jahren mit seiner Frau. Wenige Minuten entfernt, in der Maria-Hilf-Straße, befindet sich auch das Büro der lit.COLOGNE. Die Straße ist Namenspatronin für ein weiteres Projekt Köhlers. Unter dem Namen „Maria Hilft“ geben er und sein Team Kölner Souvenirs von der Postkarte bis zur Tapeten-Bordüre mit Kölner Skyline heraus. Das Shop-Logo ist eine betende Maria in Schwarzweiß mit lila Lichtstrahlen. Kitschig, schräg – fast schon grauenhaft. Und die beruhigende Erkenntnis: Selbst ein Werner Köhler macht nicht alles im Leben richtig.