Semesterticket irritiert Studenten

Ab dem Wintersemester 2014/ 2015 müssen rund 3000 berufsbegleitend Studierende im Verkehrsverbund Rhein Sieg (VRS) deutlich mehr für ein Semesterticket berappen. Und einige von Ihnen bekommen selbst das nicht mehr. Ärgerlich, denn besonders Pendler mit weiten Entfernungen zahlen dann ein Vielfaches.

Für die Strecke Aachen/ Köln heißt das in Zahlen: 1382,40 € (NRW-Ticket für Auszubildende) statt bisher rund 150 € pro Semester. Das ist eine Preissteigerung um rund 800 Prozent. Günstiger ist nur das neue Semesterticket für berufsbegleitend Studierende für 49,50 €. Das gibt es allerdings nur, wenn alle berufsbegleitend Studierenden einer Hochschule dieses verpflichtend abnehmen - über die gesamte Studiendauer. Und darauf lassen sich einige Hochschulen nicht ein, darunter die Rheinische Fachhochschule Köln (RFH).

Mögliches Bildungs-Aus für Pendler

Der Grund ist einfach. Viele berufsbegleitend Studierende haben ein Job-Ticket oder nutzen das Auto. Sie profitieren sogar von der neuen Regelung. Denn jetzt zahlen sie nur noch den AStA-Beitrag. Und der liegt beispielsweise bei der RFH bei 11,50 € statt 160 € inkl. NRW-Ticket. Wer allerdings das günstige Semester-Ticket in seine Kostenplanung fürs Studium einbezogen hat, steht jetzt vor einer schweren Entscheidung: Mehr zahlen, einen Kredit aufnehmen oder im schlimmsten Fall das Studium abbrechen.

Insbesondere private Hochschulen kalkulieren Studiengebühren knapp. Dennoch liegen die Gebühren für einen berufsbegleitenden Bachelorstudiengang meist über 300 € im Monat. Wenig Geld für den Träger, ein hoher Betrag für viele Studierende. Vor allem, wenn sie sich nach der keine oder wenig familiäre Unterstützung bekommen. Selbst die vorher geltenden Semester-Ticket-Gebühren schlugen empfindlich ins Budget. Die neue Regel bedeutet jedoch das Bildungs-Aus für einige Studenten. Und eine pragmatische Lösung ist bislang nicht in Sicht.

Hintergrund der Semesterticket-Misere

Der VRS stellt klar: Semester-Tickets bekommen nur Studenten, die weniger als 20 Stunden die Woche arbeiten (Nachweis der Krankenkasse reicht), die jünger als 30 Jahre sind und im 14. Fach-Semester oder darunter studieren. Nach Aussagen des VRS haben die Hochschulen an Studenten, die von diesen Regeln abweichen, in der Vergangenheit zu Unrecht die preiswerten Semester-Tickets ausgegeben. Fehler der Bildungsinstitute? Oder hat es der VRS einfach nur billigend in Kauf genommen, frei nach dem Motto: Lieber den Spatz in der Hand, als die Taube auf dem Dach.

Fakt ist: Jetzt ist Zahltag. Wenn die eigene Hochschule das teure neue Semesterticket für 49,50 € pro Monat nicht anbietet, zahlen Studenten ab sofort den regulären Preis. Auf Anfrage beim VRS zu den Preisen des NRW-Ticket (derzeit unserer Ansicht nach die günstigste Wahl bei weiten Strecken) und zu Alternativen gab es von der Pressestelle keine Auskunft zu unserer Beispielstrecke Aachen - Köln. Und selbst wenn Studenten das neue teure Semester-Ticket bekommen würden, es gilt nur für den VRS-Bereich und nicht wie das normale Semesterticket für ganz NRW. Das Anschlussticket im anderen Verkehrsverbund kostet dann selbstverständlich nochmal extra. (sb)

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