Was macht eigentlich der Zoll?

Die Grenzen sind offen, der Zoll ist dennoch sehr aktiv. Aber was macht er eigentlich? Eine Menge. Die Zöllner sind am Flughafen unterwegs, checken LKWs mit riesigen Röntgengeräten und sind sogar schwer bewaffnet im Einsatz, um die Kollegen zu schützen. Kurios daran: Das Zollkriminalamt und die Zollfahndungsämter unterstehen dem Finanzminister, nicht wie die Polizei dem Innenminister.

Anfang September 2015. Das Kölner Zollamt hat Gäste und die Medien zum Tag der offenen Tür eingeladen. Köln Reporter war auch da und erlebte Spezialeinheiten von OEZ, ZUZ und SON aus Tschechien, den Einsatz von Zoll-Diensthunden, die Arbeit einer mobilen Kontrolleinheit, eine mobile Röntgenanlage und das Vernichten von gefälschten Markenartikeln, sah gepfändete Waffen und Severin Freund (Olympia-Sieger von Zoll-Team 2014 in Sotschi). Höhepunkt: Das Interview mit dem wohl besten Waffensachverständigen der Republik.

Schmuggelware Stieglitz

Zunächst zu den Aufgabenbereichen der Zöllner. Sie sind am Flughafen im Einsatz, um mit ihren Spürhunden nach Kokain und sonstigen illegalen Produkten zu suchen. Sie sind auch an der Schweizer Grenze in Aktion, der einzigen verbliebenen EU-Grenze Deutschlands. Dort sind nach Urlauben täglich so viele Autos unterwegs, wie es insgesamt deutsche Zöllnerinnen und Zöllner gibt: Rund 39.000. Erst kürzlich, erfahren wir, haben Beamte einen Mann erwischt, der eine Stieglitzmutter mit ihren Küken aus Tunesien einschmuggeln wollte. Auch nicht selten entdecken sie Elefanten-Jagdtrophäen, illegale Schusswaffen und bündelweise Schwarzgeld. Was aber kaum jemand weiß: Der Zoll ist auch im Einsatz gegen Schwarzarbeit und für die Einhaltung des Mindestlohns. Und so bekommen Baustellen und Büros schon mal unliebsamen Besuch. Besonders die 8,50 Euro Mindestlohn beschäftigen die Mitarbeiter gerade, die alle dem Bundesfinanzministerium unterstehen. 1600 neue Mitarbeiter müssen her, um den Lohn zu garantieren. Denn wo keine Kontrollen sind, sagt einer der Zöllner in Köln, wirken auch keine Gesetze.

Techniker statt Waffennarr

Während des Tags der offenen Tür begegnen wir Norbert Schindler (55). Er ist der wohl erfahrenste Waffensachverständige des Zolls, hat in den 80ern noch mit Teleskopen gearbeitet und macht das heute mit Hightech. "Rund 500 Schusswaffen im Jahr überprüfen wir", sagt der Mann und setzt nach: "200 hab ich selbst, aber ohne Munition." Schindler sagt, er sei kein Waffennarr sondern ein Techniker mit Leib und Seele. Der Vater war Schreiner, der Großvater Büchsenmacher. Er zeigt uns Sturmgewehre und eine doppelläufige, selbstgebaute Pistole aus Heizungsrohren. Von Schindler erfahren wir, dass Sprungmesser mit mehr als 8,5 Zentimeter genauso tabu sind wie als Spazierstock getarnte Degen, Schießkugelschreiber, Elektroschock-Handys, Schlagringe und der althergebrachte Dolch im Regenschirm. Und am Akzent des gut gelaunten Zöllners wird deutlich: Der Mann ist aus Bayern.

ZUZ: Das Einsatzkommando

Spektakulär ist bei einem solchen Tag der offenen Tür vor allem die Show der Zentralen Unterstützungsgruppe ZUZ. Sie sehen aus wie ein Einsatzkommando der GSG9, doch auf den Uniformen steht Zoll. Und das sie wie eine Spezialeinsatzkommando der Polizei agieren kann, zeigen sie auf dem Gelände an der Bergisch Gladbacher Straße so. Auf den Turm steigen, abseilen, Rauchbombe durchs Fenster werfen, und dann einsteigen zur Festnahme:

Crystal, Amphetamine und der Schnüffler ohne Namen

Die Zöllner erzählen auch vom Team Dresden, das intensiv mit den Tschechen arbeitet um die Crystal-Drogenhändler in den Griff zu bekommen. Das Thema ist ihnen offenkundig wichtig. Denn Crystal Meth sieht aus wie harmloser Zucker, ist aber eine der gefährlichsten Drogen der Welt. Und seit die Grenze zu Tschechien offen ist, haben die Schmuggler viele Freiheiten. Deshalb habe der Zoll auch schon eigene Leute in die Banden eingeschleust ...

Bleiben wir beim Aufspüren. Auf dem Gelände sehen wir wenige Schäferhunde, aber umso mehr Schnauzer und Labradore an den Leinen. Ein Mitarbeiter erklärt: "Wir brauchen keine Schutztiere, sondern richtig gute Riecher". Und dann begegnen wir einem Fachmann für LKW-Röntgenanlagen. Er steht vor einem Röntgenwagen mit Tor, durch das der Brummi passt. Solche Durchleuchtungen bringen viel, meint der Mann. Er habe erst vor kurzem 13O Kilo Amphetamine sichergestellt. Wert? "Ich glaub so zwei Millionen Euro."

Wie er heißt, wollen wir wissen. "Sag ich besser nicht." Und dann zwinkert er mit den Augen: "Bitte auch kein Foto, ich habe jobbedingt nicht nur Freunde, verstehen Sie?" (tb)

PS: Tobias Büscher, Autor des Textes, war Zivildienstleistender und hat noch nie eine Waffe in der Hand gehabt. Aber man muss auch jönne könne ....

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